Eine Entführung, Kinderhandel und das organisierte Verbrechen – Stichworte für ganz großes Kino, das zum Nachdenken anregen sollte. Aber wird der Thriller RECLAIM mit John Cusack und Ryan Phillippe den Ansprüchen wirklich gerecht?
Die Geschichte an sich ist nicht neu: Shannon (Rachelle Lefevre) und Steven (Ryan Phillippe), ein kinderloses Ehepaar, reisen nach Puerto Rico, um dort das haitianische Waisenmädchen Nina zu adoptieren. Das Adoptionsbüro wirkt sicher und kümmert sich bestens um die neue Familie. Dass die frisch-gebackenen Eltern noch ein paar Tage auf den Pass ihrer Tochter warten müssen, ist weniger schlimm, können sie die Zeit doch in schicken Hotels am Strand genießen. Wäre da nicht der penetrante Benjamin (John Cusack), dem Shannon und Steven scheinbar überall ganz zufällig begegnen. Als Nina eines Nachts plötzlich aus dem Hotelzimmer verschwindet und sich das Adoptionsbüro scheinbar in Luft aufgelöst hat, wird schnell klar, dass der Fremde Benjamin seine Finger mit im Spiel hat.
„Baller ihm eins vor´m Latz!“
Solche Sätze sind der Grund, warum ich allen Filmliebhabern immer empfehle, die Original- fassung anstatt die synchronisierte zu sehen. Abgesehen von manchen verbalen Missgeschicken und einem etwas langsamen Anfang, hat RECLAIM aber alles was so ein Thriller braucht: ein Kidnapping, eine Erpressung und ein paar gute Spannungs- momente. Obwohl die Story an sich gut ist, scheint bei der Nachproduktion trotzdem nicht mehr viel Budget übrig gewesen zu sein. Die Special-Effects sind eher Durchschnitt und manche Explosionen oder Schüsse überzeugen leider überhaupt nicht. Hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen. Zudem wirken manche Schnitte etwas willkürlich und unnötig, als ob Regisseur Alan White bei der Nachbearbeitung des Films noch einige kleine Fehler vertuschen musste.
Hinzu kommt, dass die Charaktere etwas flach erscheinen. Davon lenkt auch nicht die Hintergrundgeschichte ab, die erklärt, warum das Ehepaar keine Kinder auf natürlichem Wege bekommen kann und sie scheinbar – finanziell gesehen – eine fette Beute für die Bande um Benjamin sind. Wobei die Bande so gut wie nichts zu der Geschichte beiträgt und man sich fragt, ob die überhaupt in dem Film hätte sein müssen. Cusack als skrupelloser Erpresser hätte die Sache eigentlich auch ganz gut alleine erledigen können.
Fazit
RECLAIM möchte unterhalten und auf Menschenhandel aufmerksam machen, scheitert jedoch an Innovationslosigkeit und Halbherzigkeit. Daran ändern auch die lustlos gewählten Sätze mit Informationen zum Thema Menschenhandel am Ende des Filmes nichts. Ganz großes Kino ist RECLAIM definitiv nicht, trotzdem aber ein netter Thriller für faule Freitagabende auf der Couch.
Ab dem 15. Mai auf DVD, Blu-ray und Video on Demand erhältlich.
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