Self/less (2015) Kritik: Fremd im eigenen Körper

Ralf 30. August 2015 1
Self/less (2015) Kritik: Fremd im eigenen Körper

Unsterblichkeit. Ganz ehrlich, wer von uns hat noch nicht davon geträumt? Wie schön wäre es doch, unbegrenzt Zeit für seine Ideen, Ambitionen und Wünsche zu haben – optimalerweise natürlich kombiniert mit Jugend und Ausdauer. Dieser Wunsch der Menschheit ist auch das Thema des Filmes Self/less von Tarsem Singh mit Ryan Reynolds in der Hauptrolle. Ob der Gang ins Kino verjüngend wirkt oder der Film uns ein paar graue Haare beschert hat, erfahrt ihr in unserer Kritik. Der deutsche Kinostart von Self/less war der 20.08.2015.

Was ist Unsterblichkeit?

Damian Hale (Ben Kingsley) ist Besitzer einer großen amerikanischen Architektur- und Baufirma und dadurch im Laufe seines Lebens zu einem beachtlichen Vermögen gekommen. Wirklich daran erfreuen, kann er sich daran jedoch nicht mehr. Zum einen ist die Beziehung zu seiner einzigen Tochter Claire (Michelle Dockery) quasi nicht mehr existent, zum anderen wurde bei ihm tödlicher Krebs diagnostiziert. Zunehmend schwächer werdend wird Hale über eine ominöse Visitenkarte auf ein Verfahren namens „Shedding“ aufmerksam, das den Transfer des Bewusstseins eines Menschen in einen neuen Körper ermöglicht. Zunehmend verzweifelter nimmt Damian Kontakt auf und wird dem mysteriösen Professor Albright (Matthew Goode) vorgestellt, der ihm für 250 Millionen $ einen neuen, genetisch herangezüchteten Körper (Ryan Reynolds) verspricht. Die Prozedur erweist sich als erfolgreich und nachdem Damian sein neues Leben eine Weile genießen konnte, treten erste Zweifel auf. Mysteriöse Visionen und Bruchstücke von Erinnerungen plagen ihn und lassen ihn im Ungewissen, ob sein neuer Körper wirklich nur eine Laborzüchtung ist……

Das Prinzip des Filmes verspricht einen spannenden Auftakt und weiß gerade zu Beginn auch zu faszinieren. Der Vorgang des Sheddings weckt das Interesse der Zuschauer und der Erfolg der Prozedur verleitet einem zum Träumen nach dem Motto „Was wäre wenn…..“. Die Traumwelt des Filmes zerbricht jedoch leider sehr schnell, sobald erste Zweifel an der Herkunft des neuen Körpers auftauchen. Und hier setzt auch der Punkt ein, an dem der Film zunehmend an Originalität verliert, sein anfängliches Thema in den Hintergrund rückt und mehr und mehr zu einem klassischen Actionfilm wird. Self/less ist dabei nicht schlecht oder langweilig, jedoch auch nicht sonderlich originell. Die moralischen Aspekte des behandelten Themas sind zwar durchaus noch vorhanden, rücken jedoch zugungsten von Verfolgungsjagden, Überlebenskämpfen und Schießereien in den Hintergrund.

Wenig hilfreich ist auch, dass im Laufe des Filmes einige Figuren sich so unglaublich dämlich verhalten, dass gewisse Actionszenen sehr erzwungen wirken. Gefühlt 30% allen Ärgers hätten sich die Protagonisten wahrscheinlich sparen können, wenn sie einfach nur den gesunden Menschenverstand genutzt hätten. Zwar wird der Film per se nicht unlogisch, doch einige Handlungen und Aktionen der Figuren sind nicht immer nachzuvollziehen.

Der stille Professor

Um nochmal auf die Figuren zurück zu kommen – generell lässt sich zumindest an der schauspielerischen Leistung nicht meckern. Ben Kingsley tritt leider nur sehr kurz in dem Film auf (gefühlt zeigt der Trailer fast seine gesamten Szenen…), doch verkörpert er den knallharten Geschäftsmann sehr glaubwürdig. Interessanterweise ändert sich der Charakter grundlegend, sobald Ryan Reynolds die Figur übernimmt. Auf der einen Seite kann man das schon nachvollziehen, schließlich hat Damian jetzt wieder ein neues Leben. Auf der anderen Seite fällt es aber schwer in dem jungen Mann, der an und für sich von Reynolds glaubwürdig gespielt wird, den gleichen Charakter zu sehen. Zu unterschiedlich wirken die beiden Figuren, sodass man gegen Ende des Filmes quasi keine Übereinstimmung mehr sehen kann.

Am positivsten war für mich die Rolle des Professor Albright – Matthew Goode spielt diesen mit einer unglaublichen Ruhe, durch welche der Charakter gleichzeitig geheimnisvoll und überlegen erscheint. Gerade aufgrund der Bedeutung der Figur im Bezug auf das „Shedding“ dient dieser Charakter als eine der treibenden Kräfte der Handlung und macht damit automatisch jede Szene interessanter. Leider verliert auch diese Figur im Laufe des Filmes etwas an Reiz und verkommt nach und nach zu einem klischeebehafteten Stereotyp.

Fazit zu Self/less

Self/less ist durchaus ein interessanter Film, der gerade zu Beginn mit einem spannenden Thema und guten schauspielerischen Leistungen überzeugen kann. Leider wandelt er sich im Laufe der Spielzeit immer mehr zu einem klassischen Actionfilm, dem ein Teil der eigenen Individualität verloren geht. Somit würde ich diesen Film zwar als kurzweilige Unterhaltung betrachten, die allerdings nicht lange im Kopf bleibt.

Ihr wollt einen ersten Eindruck? Hier findet ihr den deutschen Trailer zu Self/less!

Beitragsbild: (c) Concorde Filmverleih

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