Set Fire To The Stars (2014): Kritik zum Drama um Dylan Thomas

Mandy Passehl 29. Oktober 2014 0
Set Fire To The Stars (2014): Kritik zum Drama um Dylan Thomas

Es kommt nicht oft vor, dass ein walisischer Filmemacher und Drehbuchautor abends ganz nervös die Küche putzt, um einen vorzeigbaren Hintergrund zu haben, wenn dieser mit einem amerikanischen Schauspieler skyped, der einmal einen berühmten Hobbit gespielt hat. Doch für Celyn Jones und Elijah Wood war dies der erste Schritt zur Vollendung des Filmes Set Fire To The Stars.

Der schwarz-weiß Film beruht auf wahren Begebenheiten und beschreibt die Erlebnisse der beiden Dichter Dylan Thomas und John Malcolm Brinnin im New York der 50er Jahre. Das Buch von Brinnin Dylan in America (1955) diente dabei als Vorlage für das Drehbuch.

How much trouble can one poet be?

Set Fire To The Stars Filmplakat (c)Mad As Birds

Set Fire To The Stars Filmplakat
(c)Mad As Birds

Der walisische Dichter Dylan Thomas (1914-1953) (Celyn Jones) wird 1953 vom amerikanischen Dichter und Literaturkritiker John Malcolm Brinnin (1916-1998) (Elijah Wood) zu einer Lesereise nach New York eingeladen. Dass Thomas bereits berühmt-berüchtigt für seine schwierige Wesensart und seinen übermäßigen Alkoholkonsum ist, schreckt Brinnin nicht ab. Er setzt alles daran, dass diese Reise ein Erfolg für sein großes Vorbild wird und hält ihm stets den Rücken frei, wenn dieser sich exzessiv betrinkt, sich prügelt oder durch seine schleichende Lungenkrankheit völlig erschöpft zusammenbricht. Er hebt sogar immer wieder den Brief von Thomas´ Ehefrau Caitlin (Kelly Reilly) auf, wenn dieser ihn achtlos irgendwo liegen lässt und appelliert stets an ihn, diesen zu öffnen. Als Thomas jedoch einmal mehr über die Stränge schlägt und aus dem nächsten Hotel in New York fliegt, bringt Brinnin ihn zu sich nach Hause aufs Land. Doch auch hier findet Thomas jemanden, dem er an die Gurgel gehen kann: Brinnin selbst. Am Ende müssen sich beide der Realität stellen. Wird Thomas in der Lage sein, die Lesereise zu beenden und die geschriebenen Worte seiner Ehefrau anzunehmen? Und wird Brinnin erkennen, dass er keine hoch angesehene Professur oder ein Vorbild braucht, um kreativ zu sein?

I´ll improvise!

„Ich werde improvisieren!“, meinte Brinnin zu Beginn des Filmes noch ganz selbstbewusst zum Komitee der Universität in Yale, als dieses sich über den Besuch des unberechenbaren Poeten eher besorgt zeigte. Und auch die Macher des Filmes mussten in vielen Dingen improvisieren. Set Fire To The Stars ist das Independent-Projekt von A J Riach, Andy Evans, Celyn Jones und Andy Goddard, wobei Jones und Goddard das Drehbuch schrieben. Zusammen riefen sie die Produktionsfirma Mad As Birds ins Leben, nur um diesen Film zu produzieren. Obwohl der Film in New York spielt, wurde der Film ausschließlich in Swansea, Wales im Februar diesen Jahres in gerade mal nur 18 Tagen gedreht. Doch die Kulisse passt, denn Brinnin bringt Dylan Thomas nach einem kurzen und viel zu anstrengendem Aufenthalt in der Stadt in sein kleines Haus auf dem Lande, Upstate New York unter, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich auszuruhen und auszunüchtern.

Fazit

Celyn Jones & Elijah Wood Q&A Clapham Picturehouse Foto: Mandy Passehl

Celyn Jones & Elijah Wood
Q&A Clapham Picturehouse

Das Drama um Dylan Thomas erhebt nicht den Anspruch eine Standard-Biografieverfilmung zu sein. Der Zuschauer nimmt lediglich an einer kurzen Woche des Dichters teil und erlebt diesen in der schlimmsten Phase seines Lebens. Set Fire To The Stars ist vielmehr eine Momentaufnahme. Jede Kamerainstellung wirkt wie eine bewegte Fotografie, von der man wünschte, sie würde stillstehen, damit man sie länger genießen kann. Zudem glänzt der Film mit unerwartet vielen komischen Szenen, welche die düstere Stimmung des Films durchbrechen und die Charaktere lebendig und realistisch wirken lassen. Leider wird der Film alleine dadurch, dass er in schwarz und weiß gedreht wurde, manche Zuschauer abschrecken. Zudem bediente sich Regisseur Goddard mitunter an Theaterelemeten und scheute nicht davor zurück, die Darsteller in langen Sequenzen Geschichten erzählen zu lassen – und das ganz ohne Special-Effect-Feuerwerk. Da die Aufmerksamkeitsspanne des heutigen Publikums relativ kurz sein kann, wird der Film hier vielleicht manchen Zuschauer verlieren. Doch wer sich darauf einlassen kann, wird sich fühlen, als wäre er selbst ein Teil der seltsamen Runde und die Geschichten noch lange nachdem der Film aus ist, in Gedanken mit sich tragen.

Am 27. Oktober fand eine Preview des Films und ein anschließendes Q&A mit Elijah Wood und Celyn Jones im Londoner Clapham Picturehouse statt. Produzenten Evans und Riach waren ebenfalls mit von der Partie und kündigten an, dass sie Set Fire To The Stars gerne in vielen verschiedenen Ländern veröffentlichen möchten. Ob Deutschland in den Genuss des filmischen Juwels aus Wales kommen wird, bleibt leider noch abzuwarten. In Großbritannien startet der Film am 7. November.

 (c) Mad As Birds

Set Fire To The Stars (2014): Kritik zum Drama um Dylan Thomas

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