Jede Erfahrung ist besser als keine Erfahrung, sagt eine der wesenlosen Protagonisten von Terrence Malicks Experimentalfilm. Wenn die ätherische Musikerin Faye (Rooney Mara) mit der Trivial-Weisheit Recht hat, dann ist alles besser als Song to Song. Die diffuse Abfolge fragmentarischer Szenen vermittelt keinerlei filmische Erfahrung, nur den ernüchternden Blick in eine Blindpackung ohne Relevanz oder Dramatik. Die selbstvergessenen Momentaufnahmen bringen keine der zur Schau gestellten fiktiven und realen Personen näher. Wenn der arrivierte Schwulst etwas vermittelt, ist es die traurige kreative Verarmung des Regisseurs. Er hat das Szenario angeblich geschrieben, doch es fällt schwer zu glauben, dass eine narrative Struktur die Kamerakapriolen lenkt.
Die betonte Indifferenz der Inszenierung gegenüber Musikikonen wie Patti Smith, Iggy Pop und John Lydon ist wie das gekünstelte Air reine Scharade. Die Star-Dichte ist so hoch, dass keine Minute verstreicht ohne die Frage: „War das nicht gerade …?“ Ja, das war Anthony Kiedis, Flea, Florence Welch, Big Freedia und wieder Patti Smith. Die Rockerin ist wie ihre Kollegen nur Staffage einer Fingerübung, die ihre Formlosigkeit zur hehren Kunst stilisiert. Der amouröse Reigen von Faye, dem schmierigen Produzenten Cook (Michael Fassbender), Songschreiber-Schönling BV (Ryan Gosling), Rhonda (Natalie Portman) und einer Parade Modell-Schönheiten behaupten tiefe Emotionen und atmen doch bloß schalen Pathos.
Malick klebt an den ästhetisierten Oberflächen von Designerbauten, Urlaubskulissen und Posern, ohne je hinter die Fassade vorzudringen. Die Unpersönlichkeit und Unverbindlichkeit von Figuren, Orten und Worten wird zum Status Quo einer Szenerie, in der die Normalität höchstens am Rand vorkommt. Niemand arbeitet außer Rhonda, die ihren Job umgehend hinschmeißt, aber alle haben Geld. Hohle Figuren tänzeln durch leere Häuser, wechseln leere Worte und leere Blicke. Poetisch ist das nicht, nur anstrengend. Frauen sind opportunistische Dummchen, Männer große Kinder, die vor lauter Möglichkeiten ihr Ziel aus dem Blick verlieren. Genau wie Malick, der nach To the Wonder und Knight of Cups erneut das gleiche prätentiöse Leinwand-Essay dreht.
Regie: Terrence Malick
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2017
Verleih: StudioCanal
Länge: 129 min.
Kinostart: 25. Mai 2017
Beitragsbild (c) StudioCanal