Steve Jobs (2015) Kritik – Von Erfolgen und Fehlschlägen

Pascal Dreier & Marco Huppertz 23. Oktober 2015 3
Steve Jobs (2015) Kritik – Von Erfolgen und Fehlschlägen

Steve Jobs – ein Mann, der zu Lebzeiten für die meisten Normalsterblichen wohl eine unerreichbare Person darstellte, wird in Danny Boyles gleichnamigen Film durch Michael Fassbender an Orten gezeigt, die für uns nie sichtbar waren. Vor den bekannten Präsentationen, wo er die Produkte vorstellte, die ihn so berühmt gemacht haben. Doch wie authentisch verkörpert Fassbender den Mann im Rollkragenpullover mit seinen Blue Jeans und den weißen Turnschuhen?

Das Biopic beleuchtet Steve Jobs Leben rund um den Apple Konzern zwischen 1984 und 1998 basierend auf der Biographie von Walter Isaacson. Hier geht Aaron Sorkins Drehbuch auf drei Schlüsselmomente in diesem Zeitraum ein: die Präsentation des Macintosh 1984, die des Cube durch Jobs Firma NeXT 1988 und die des revolutionären iMac 1998. Wer über die Geschichte von Apple im Bilde ist, weiß, dass der Macintosh auf Grund seines damals so ungeliebten geschlossenen End-to-End-Systems der größte Flop in der bisherigen Firmengeschichte war. Daraufhin wurde Jobs durch den Vorstand aus der Firma gewählt, was dazu führte, dass Jobs den Cube entwickelte, für den es bis zum Tag der Präsentation noch nicht mal ein Betriebssystem gab. Apple fehlte jedoch etwas, das Jobs dem Konzern gegeben hatte – Innovation. Kurz vor der Insolvenz holte Apple sich Steve Jobs zurück, der Apple dann zu dem machte, was es heute ist. Neben dieser Geschichte behandelt „Steve Jobs“ auch eine angeblich erfundene Beziehungsentwicklung aus Steve Jobs Leben. Er selbst, ein Adoptivkind, ist Vater der jungen Lisa, die aus einer Hippie-Beziehung mit Chrisann Brennan (Katherine Waterston) hervorging. In aller Öffentlichkeit bestreitet er jedoch, der Vater zu sein und schenkt Lisa und ihrer Mutter oft nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient hätten.

Obwohl die Darstellung von Steve Jobs umstritten ist – Menschen, die Jobs persönlich kannten bestreiten die Authentizität – steht außer Frage, dass Michael Fassbender durch seine schauspielerische Leistung überzeugt. Er zeigt Steve als einen Mann, der seine Mitmenschen von oben herab behandelt und sie so stark unter Druck setzt, dass „alle ihn für ein Arschloch halten“. So droht er einen seiner Programmierer in der Präsentation bloß zu stellen, sollte dieser nicht das Sprachsystem von Macintosh zum Laufen bekommen, verlangt, dass die Notausgangsschilder während der Präsentation für absolute Dunkelheit ausgeschaltet werden und entscheidet sich wenige Minuten vor Showbeginn dafür, ein anderes Hemd tragen zu wollen. Kurz: ein extravaganter und egoistischer Mensch. Die einzige, die Steve Vernunft beibringen kann, ist seine Assistentin Joanna (Kate Winslet), die ihn durch alle Probleme begleitet. Tatsächlich entwickelt sich Steve im Laufe des Films zum Besseren, da möchte ich jedoch nicht allzu viel vorweg nehmen.

Die Kamera von Alwin H. Küchler dokumentiert die meiste Zeit in ruhigen Kamerafahrten und mit nüchternen Bildern Jobs Entwicklung. Der in drei Sequenzen eingeteilte Film wurde auf 16 & 35mm analog und digital aufgenommen, um die Fortschritte in Apples Technologie zu verdeutlichen.

Die Filmmusik unterstützt in einer subtilen Weise, vor allem kurz vor den Produktvorstellungen und während packender Dialoge, Steve Jobs innovative Art. Einige der Titel hätten tatsächlich gut in die typischen Präsentationen des ehemaligen CEOs gepasst.

Auf jeden Fall ist es Danny Boyle gelungen seine surreale Handschrift durch Kamerafahrten und Visual Effects im Film erkennbar zu machen. So werden zum Beispiel in zwei Szenen, in denen Jobs sich mit dem ehemaligen Apple CEO John Scully (Jeff Daniels) unterhält, die Textinhalte durch Videoeinblendungen in der Kulisse an Wänden und Boden sinnvoll untermalt.

Fazit

Ganz egal, ob jeder dargestellte Moment aus Steve Jobs Leben tatsächlich so passiert ist oder nicht: Boyle inszeniert zusammen mit Fassbenders Darstellung diesen Lebensausschnitt so, dass „Steve Jobs“ definitiv sehenswert ist und interessante Einblicke in das Leben eines der berühmtesten und innovativsten Männer unserer Zeit bietet. Denn am Ende geht es nicht darum, ob der Film zu 100% der Wahrheit entspricht, sondern dass er als Werk überzeugt.

„Steve Jobs“ startete am 9. Oktober in den Kinos Amerikas, und läuft ab 12. November in Deutschland.

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