The Grand Budapest Hotel (2014): Kritik zur Tragikomödie

Mandy Passehl 4. Oktober 2014 0
The Grand Budapest Hotel (2014): Kritik zur Tragikomödie

Regisseur und Drehbuchautor Wes Anderson verführt uns einmal mehr in eine bunte und detailverliebte Welt, in der das Gute gegen das Böse kämpft. Der Film The Grand Budapest Hotel bietet dem Zuschauer ein Fest an verqueren Charakteren, verzwickten Plots und eine Aneinanderreihung von Anekdoten, zusammen geführt zu einer wunderbaren Geschichte – tragisch und liebenswert zugleich.

Hände weg von meinem Lobby Boy!

Ralph Fiennes & Tony Revolori als Gustave H. und Zero

Ralph Fiennes & Tony Revolori
als Gustave H. und Zero
(c)Fox Searchlight/ Fox Deutschland

Der Film wechselt mehrmals die Perspektive aus der die Geschichte erzählt wird. Hauptsächlich jedoch berichtet in 1968 der Inhaber des in die Jahre gekommenen Grand Budapest Hotels Zero Moustafa (F. Murray Abraham) einem namenlosen Autor (Jude Law) seine Sicht auf die Geschehnisse, die er als Junior Lobby Boy (Tony Revolori) mit Monsieur Gustave H. (Ralph Fiennes), dem Concierge des Hotels, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in Zubrowka erlebt hat.

Edward Norton als Inspektor Henckels

Edward Norton
als Inspektor Henckels
(c)Fox Searchlight/
Fox Deutschland

Monsieur Gustave lebt für das Hotel und liebt es förmlich, seine Angestellten zu kommandieren, zu entscheiden, was Stil hat und was nicht, und widmet seine gesamte Aufmerksamkeit den Hotelgästen. Insbesondere den älteren Damen, für die er eine ausgeprägte Schwäche hat.  Blond, eitel, reich, unsicher und lüsternd müssen sie sein. Als seine letzte Mistress, die 84- jährige Madame D. (Tilda Swinton) dann unerwartet verstirbt, reist er mit Zero zu ihrer Beerdigung auf Schloss Lutz. Während der Zugfahrt werden die beiden von einem Polizistentrupp kontrolliert und Zero kommt in Bedrängnis, da er ein immigrierter Flüchtling ist und keine gültigen Papiere bei sich hat. Doch Gustave setzt sich mit vollem Körpereinsatz für seinen Lobby Boy ein. Am Ende stehen jedoch beide mit blutigen Nasen da. Auftritt Inspektor Henckels (Edward Norton): seltsam sympathisch und verständnisvoll. Er kennt Gustav noch aus seiner Kindheit und bringt den Trupp dazu, die Reisenden weiterziehen zu lassen.

Tilda Swinton als Madame D.

Tilda Swinton
als Madame D.
(c)Fox Searchlight/
Fox Deutschland

Auf Schloss Lutz angekommen, stellt sich überraschend heraus, dass Madame D. das Gemälde Junge mit Apfel, ein teures Meisterwerk, an Gustave vererbt hat. Ihr Sohn Dmitri Desgoffe (Adrien Brody) ist außer sich und setzt nun alles daran, den Liebhaber seiner Mutter auszuschalten. Was folgt ist ein filmisches Spektakel, das dem Zuschauer mit einem Gefängsnisausbruch, wilden Verfolgungsjagden (darunter eine auf Skiern!), mehreren unerwarteten Todesfällen (darunter der einer Katze), einem letzten Geheimnis und der großen Liebe nicht zu wenig verspricht.

Ein Ort namens Zubrowka

Wes Anderson ließ sich bei der bildlichen Gestaltung des Hotels und dem fiktiven Ort Zubrowka unter anderem von Städten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn und Tschechien inspirieren. Die Aufnahmen der Hotellobby wurden beispielsweise im Görlitzer Warenhaus gedreht, die Innenaufnahmen der Bäckerei Mendl´s wurden in der Dresdener Pfunds Molkerei gefilmt. Der Hirsch auf dem Felsvorsprung, welcher auf dem Plakat und in der Anfangsszenerie des Filmes zu sehen ist, wurde der Statue einer Gämse auf dem Hirschensprung in Karlsbad, Tschechien nachempfunden. Anderson erschuf mit Zubrowka einen Ort von dem man sich wünscht, man könnte ihn besuchen. Und wer von dem verzauberten Flecken Phantasie wirklich nicht genug bekommt, sei die Webseite der Akademie Zubrowka empfohlen – der offizielle Internetauftritt des Films.

…der kommt mir so bekannt vor!?

Adrien Brody als Dmitri

Adrien Brody
als Dmitri Desgoffe
(c)Fox Searchlight/
Fox Deutschland

Anderson versteht es, berühmte und etablierte Schauspieler für seine Filmprojekte zu gewinnen. Allen voran seine Favoriten Bill Murray, Edward Norton, Adrien Brody oder Owen Wilson, mit denen er bereits unter anderem in The Royal Tenenbaums (2001), Moonrise Kingdom (2012) und Darjeeling Limited (2007) zusammen gearbeitet hat. Und gerne erwecken diese Darsteller seine Figuren zum Leben, doch frage ich mich, ob der Film denselben Effekt auf den Zuschauer hätte, wenn dieser kein einziges bekanntes Gesicht wieder erkennen würde? Normalerweise wirken Filme, in denen zu viele Stars auftreten, leicht abschreckend auf mich. Von welchen Fehlern will mich der Regisseur mit den schönen Gesichtern ablenken? The Grand Budapest Hotel ist definitiv ein Meisterwerk mit oder ohne bekannte Schauspieler. Und natürlich hat es seinen Charme, gewohnte Schauspieler in ungewohnten Rollen wieder zu entdecken. Unverbrauchten Darstellern eine Chance in solch einem Meisterwerk zu geben, wäre jedoch auch ein sehr interessantes Experiment. Zugegeben, Lobby Boy Tony Revolori zählt zu den unbekannteren Gesichtern. Den restlichen 16 Schauspielern auf dem Filmplakat bedarf es aber keiner Vorstellung mehr.

The Grand Budapest Hotel auf Amazon

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(c)Fox Searchlight/
Fox Deutschland

Fazit

The Grand Budapest Hotel ist keine Komödie bei der man vor lauter Lachen vom Stuhl fällt. Die Geschichte hat Witz, lebt aber vor allem durch die schrulligen Charaktere und ist ein Fest für die Augen. Andersons Detailverliebtheit zahlt sich aus und beschert dem Zuschauer liebenswerte Kulissen, opulente Ausstattungen und altmodische Raritäten. Da der Film viele deutschsprachige Anspielungen enthält, empfehle ich, diesen im Originalton anzusehen. Vor allem jenen, die Jude Law schon immer einmal auf Deutsch „Gespannt wie ein Flitzebogen.“ sagen hören wollten. Der Film ist ein absolutes Muss für Anderson Fans und tatsächlich – für jeden anderen auch!

 

(c) Fox Searchlight/ Fox Deutschland

 

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