Kritik zum Film „Venom“ – Neues von den Comicverfilmungen

Christoph 7. Oktober 2018 0
Kritik zum Film „Venom“ – Neues von den Comicverfilmungen

Sony Pictures zaubert 2018 noch eine ihrer letzten Marvel-Comic-Helden-Lizenzen aus dem Hut und gibt dem Spider-Man Gegner VENOM seinen eigenen Film, worin Tom Hardy in die alien-schizophrene Rolle schlüpfen soll. Mit Ruben Fleischer („Zombieland“, „Gangster Squad“) als verantwortlicher Regisseur kann eigentlich nichts schiefgehen. Vielleicht dachten die Produzenten dasselbe und reichten das Drehbuch über vier Autoren-Schreibtische. Die kreativen Schreiber konnten sich bei  „Venom“ – ganz nach Motto „Viele Köche verderben den Brei“ – kaum auf eine originelle Idee einigen und jeder lehnte sich wohl entspannt in der Hoffnung zurück, dass die Kollegen sich schon was einfallen lassen werden.

Eddie Block (Tom Hardy) gehört zu einem der besten investigativen Journalisten seiner Zunft – man erkennt es an seinem Notizblock, auf den er in seinen Reportagen permanent schaut. Eddie stellt immer unbequeme Fragen, reist unerschrocken in jede Katastrophenzone und die schöne und erfolgreiche Anne Weying (Michelle Williams) ist seine Lebenspartnerin.
Dann kommt der Interviewauftrag, Supergenie und Weltraumtechniker Dr. Carlton Drake (Riz Ahmed) zu befragen. Eddies Chef gibt ihm die Weisung nur bequeme Fragen zum Raumfahrtprojekt zu stellen und die medizinische Entwicklung basierend auf menschlichen Versuchsobjekten unter den Tisch fallen zu lassen. Eddie macht natürlich nicht, was ihm gesagt wird und er verliert seinen Job, sein Apartment und seine Anne innerhalb eines Tages. Sechs traurige und versoffene Monate später wird Eddie die Information über eine außerirdische Symbiontenart, mit der Carlton Drake experimentiert, zugespielt und die alten journalistischen Ideale haben ihn wieder fest im Griff. Oder ist es etwas anderes?

Trotz dem sehr düsteren Setting, was bei „Venom“ natürlich gestalterisch passt, stört das 3D nicht und man ist ein bisschen überrascht, der Stadt San Francisco als Handlungsort so viele dunkle Seitenstraßen abgerungen zu haben. Die Bilder zwischen der Action sind gut durchdacht und schön in Szene gesetzt, dank des Kameramanns Matthew Libatique („Black Swan“, „The Fountain“). Jedoch reißen der schnelle Schnitt und die unscharfen Effekte die ganze ästhetische, visuelle Arbeit wieder nieder. Auch die Filmmusik von Ludwig Göransson fällt für das Genre ungewohnt positiv auf und treibt den Film voran. Tom Hardy macht bei „Venom“ seine Arbeit, aber leider auch nicht mehr. Das Spiel mit der Persönlichkeitsstörung bleibt auf Grundschulniveau und alle Mühen Venom eine beeindruckende Stimme zu geben bringen nichts, wenn dieser wenig Gehaltvolles zu sagen hat. Seine Sätze beschränken sich auf eine kurze Erklärung, woher er stammt, er gibt ein paar simple Actionfilm-One-Liner und sogar Beziehungstipps für seinen Wirt Eddie. Warum ein außerirdischer Symbiont, der sich ausschließlich von Lebendigem ernähren muss einem gescheiterten Journalisten Tipps bei Frauen gibt, sollten die vier Drehbuchautoren uns gern mal beantworten.

Es bleibt eine schwache Zugabe auf den Comic-Film-Markt. Die Produktion hätte dem Drehbuchprozess viel mehr Zeit geben müssen mit dem Ziel einen FSK 16-Film zu machen. Dann hätten alle Talente kreativ gezündet und ein originelles düsteres Filmwesen erschaffen. Man wird nach dem Film neugierig, welcher Rohschnitt vor dem Eingreifen der Produzenten vorlag.

Kinostart ist der 03.10.2018

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