Winterkartoffelknödel – Kritik zur Krimikomödie

Thomas Neumeier 22. Oktober 2014 0
Winterkartoffelknödel – Kritik zur Krimikomödie

Schaut man diesen Provinzkrimi, um seine Spürnase zu testen? Um einen wohlfeil durchdachten Krimiplot serviert zu bekommen und dabei höchstselbst zum Hobbydetektiv zu werden? Nein, besser nicht. Der Krimiplot treibt die Geschichte zwar voran, doch er ist nicht der Kern dieses Films, und schon gar nicht der Grund, warum Winterkartoffelknödel höchst unterhaltsam und stellenweise zum Schreien komisch ist. Es sind der lakonische Dialogwitz, die schrullig überzeichneten Figuren und die allzu sympathische, notorische Genervtheit des geplagten Dorfpolizisten Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel), die den Film ausmachen.

Das bayrische Idyll wird von einer mysteriösen Todesserie erschüttert. Moment! Erschüttert? Nein, eigentlich wird es das überhaupt nicht. Alles bleibt in seinen gewohnten Bahnen. Die Leute gehen ihrem Tagwerk nach, Liebeslust und Liebesfrust grassieren ungebrochen, und die Dorfkneipe vom Wolfgang (Max Schmidt) scheint der Mittelpunkt des Universums zu sein. Rein auf den Krimiplot bezogen verfällt der Film schnell in eine Karikatur, denn die Mordmotivation ist schwammig, und die Ausführung derselbigen lässt einige Logiklöcher in Sachen Machbarkeit und Durchführung offen. Das tut dem Spaß an der Handlung und an den Figuren aber keinen Abbruch. Winterkartoffelknödel ist eine Komödie, die auch gar nichts anderes sein will. Derbe Komik, umrahmt von provinzeller Gemütlichkeit und getragen von zum Teil bis ins Absurde übersteigerte Figuren, ergeben einen minutiös unterhaltsamen und an Dialogwitzen und Situationskomik sich nicht zurücknehmenden Film.

Das Wohlgefühl, das der Film hinterlässt, mag auch daraus rühren, dass er eine deutlich unkompliziertere Welt zeigt als die, die wir Zuschauer tatsächlich kennen. Ein Heile-Welt-Idyll, in dem es zwar manchmal grob zur Sache geht und verschrobene bis finstere Typen umgehen, wo zuletzt aber immer Anstand und Wahrheit die Oberhand behalten. Franz Eberhofer verkörpert diesen Anstand und ist dabei dennoch Schweinehund genug, so dass wir uns gern mit ihm identifizieren können – und wollen. Denn er stellt das Idyll wieder her. Er ist ein einfacher Mann, kein Superbulle oder Kriminalistikgenie, doch er stellt die Ordnung wieder her und bewahrt diese verlockend einfache Welt, wo die Sorgen und Probleme ganzer Generationen auf einem Bierdeckel ausgetragen und gelöst werden können. Eberhofer, der einfache Mann, bewahrt das Ideal. Ein Ideal, das es eigentlich nicht mehr gibt.

Trockene und mitunter sehr farbenfrohe Dialoge lassen in Winterkartoffelknödel keine Sekunde Langeweile aufkommen. Wer über einen allzu seichten Krimiplot hinwegsehen kann und auf anderthalb Stunden Witz und Wohlgefühl in der Provinz aus ist, wo das menschliche Individuum noch nicht vor dem Lauf der Dinge kapitulieren muss, wird hier bestens bedient.

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(c) Constantin Film

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