Zurück im Sommer (2008): Kritik zum Drama mit Ryan Reynolds

Mirjam Maier 25. März 2016 0
Zurück im Sommer (2008): Kritik zum Drama mit Ryan Reynolds

Was unser Leben am meisten prägt, ist unsere Familie. Sie kann uns Halt geben oder uns enttäuschen. Manchmal ist der Fall zu tief, um sich wieder anzunähern, und manchmal braucht es einfach etwas Zeit. In Dennis Lees Drama Zurück im Sommer braucht es Zeit und eine Katastrophe, um eine Annäherung der Familienmitglieder zu ermöglichen.

Der Film beginnt mit einem Rückblick. Der junge Michael (Cayden Boys) widersetzt sich auf subtile Weise seinem Vater Charles (Willem Dafoe).  Während der Fahrt zum Flughafen, um seine Tante Jane (Hayden Penettiere) abzuholen, die für einen Sommer bei ihnen bleiben wird, gibt Michael vor, seine Brille verlegt zu haben allein das genügt, um seinen Vater in Rage zu versetzen. Die patriarchalische Familienstruktur und das gestörte Verhältnis zwischen Vater und Sohn spiegeln gleich zu Beginn zentrale Motive des Films wider und leiten in die Geschichte ein.

Ein Zeitsprung folgt: Der mittlerweile erwachsene Michael Taylor (Ryan Reynolds), der sich als Autor von Liebesromanen seinen Lebensunterhalt verdient, ist auf dem Weg von New York zu seinem Heimatstädtchen, um die Absolventenfeier seiner Mutter Lisa (Julia Roberts) zu besuchen. Grob signiert er sein Buch auf der Widmung Für Kelly für einen Fan und streift seinen Ehering über, bevor er aus dem Flugzeug steigt. Seine Schwester Ryne wartet bereits mit dem Wagen auf ihn. Michael wirkt distanziert. Noch auf dem Weg zur Feier geschieht das Unglück. Michaels Mutter stirbt bei einem Autounfall.

Gefühlskalt und angespannt sehen wir Michael an der Unfallstelle. Regentropfen ziehen ihre Kreise in einer Pfütze, leiten über in einen Flashback. Wir finden uns in Michaels Vergangenheit wieder, erfahren die Strenge seines Vaters und treffen auf Michaels Unverständnis gegenüber seiner Mutter, die seinen Vater in Schutz nimmt. Außerdem lernen wir Lisas kleine Schwester Jane kennen. Das Verhältnis zwischen ihr und Michael in diesem Sommer, wie  Michael es erinnert, wirft Fragen auf. Sind die beiden mehr als nur Freunde? Erneut wechselt der Film die Zeitebene. Kelly, Michaels Ehefrau, trifft zur Trauerfeier ein. Was die eingestreuten Hinweise zu Beginn bereits erahnen lassen, bestätigt sich kurz darauf: Michaels Ehe ist zerrüttet. Schuld daran ist Kellys Alkoholismus. Sie versichert ihm, sie sei trocken. Die Versöhnung erfolgt, das Bett wackelt und das mitten in der Schweigeminute. Der Humor tut dem Film gut, doch erscheint die Aussöhnung zu oberflächlich und schnell abgehandelt und hinterlässt das Happy End der Beziehung mit einem bitteren Nachgeschmack.

Neben der Trauerbewältigung spielt auch Michaels fertiges Manuskript eine Rolle. Es handelt von dem Sommer, in dem Jane zu Besuch war und von dem wir immer wieder in Rückblenden erzählt bekommen. Es sorgt für Spannungen zwischen ihm und seiner Tante. Diese lebt mittlerweile in Michaels ehemaligem Zuhause mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern. Aus der abenteuerlustigen Jane ist eine verantwortungsvolle Mutter geworden. Auch Charles hat sich verändert, was sich im Umgang mit Michaels Schwester Ryne sowie Janes Kindern Christopher (Chase Ellison) und Leslie (Brooklyn Proulx) zeigt. Das Verhältnis zwischen Michael und seinem Vater ist noch immer geprägt von Anfeindungen, doch man nimmt nach und nach eine leise Veränderung wahr, bemerkt wie Michaels Distanziertheit sich löst, denn immerhin bleibt auch ihm der liebevolle Umgang seines Vaters mit den Kindern nicht verborgen. Und dass seine Kindheit nicht nur aus schlechten Erfahrungen mit seinem Vater bestanden hat, ruft ihm ein Familienvideo in Erinnerung. Eine Versöhnung rückt in greifbare Nähe.

Willem Dafoe in der Rolle des strengen Familienoberhauptes schafft es, Charles‘ Veränderung glaubwürdig darzustellen, ohne den Mann, der Charles war und zum Teil noch immer ist, aus den Augen zu verlieren. Auch Ryan Reynolds nimmt man die Rolle des distanzierten Sohnes, der unter der harten Erziehung seines Vaters gelitten hat, ab. Beide Schauspieler schaffen es, eine emotionale und spannungsgeladene Atmosphäre zwischen den beiden Charakteren aufzubauen, die den Film dominiert. Auch sind es die vielen Kleinigkeiten, die Dennis Lee in sein Drama einstreut, die den Film so besonders machen. Es ist das Fischen mit Knallkörpern, das Jagen von Glühwürmchen im Garten, welche die Gefühle der Protagonisten versinnbildlichen. Und es sind gerade die Bilder, die der Film nicht zeigt, die Fragen, die er nicht beantwortet, die den Zuschauer zum Nachdenken bringen. Das Ende des Films ist zwar vorhersehbar und sicher hätte man sich gewünscht, das ein oder andere noch zu erfahren, doch das Schöne ist, Zurück im Sommer ist kein Drama, das von Übertreibungen lebt, sondern große Gefühle im Kleinen zeigt.

Beitragsbild (c) Universum Film GmbH

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