Die Präsenz: Kritik zum deutschen Found-Footage-Horrorfilm

Florian Erbach 5. November 2014 0
Die Präsenz: Kritik zum deutschen Found-Footage-Horrorfilm

Der deutsche Horrorfilm machte in den letzten Jahren vor allem durch… nichts auf sich aufmerksam. Denn es gibt praktisch fast keine Horrorfilme aus Deutschland. Mit Rammbock (2010) gelang Marvin Kren in Zusammenarbeit mit dem ZDF ein kleiner Überraschungserfolg, der es ihm schließlich ermöglichte, den Film Blutgletscher in Österreich zu drehen. Während Krimis nach wie vor Hochkonjunktur haben und seichte Liebes- und Beziehungskomödien das Abendprogramm bestimmen, müssen Horrorfans sich eingestehen, dass es „den“ deutschsprachigen Horrorfilm nicht gibt.

Diese „Nicht-Präsenz“ möchte der Found-Footage-Horror-Film „Die Präsenz“ durchbrechen und kündigt auf dem Cover recht selbstbewusst, „der“ deutsche Horrorfilm zu sein. Ob das gelingt?

Die Präsenz – der deutsche Horrorfilm?

Rebecca (Liv Lisa Fries) freut sich auf einen Urlaub mit ihrem Freund Markus (Matthias Dietrich). Das Reiseziel wird zunächst geheim gehalten und soll eine Überraschung sein, als dann jedoch gleich zu Beginn Lukas (Henning Nöhren), ein Freund Markus dazu stößt, wird schnell klar, dass das kein normaler Urlaub werden wird. Das Ziel ist eine alte verlassene Burg, auf der Markus zu Studienzwecken übernachten möchte. Als Student der Anthropologie beschäftigt er sich auch mit „volkstümlichen Mythen„, zu denen auch Poltergeisterscheinungen zählen. Kein Ort scheint perfekter, als diese verlassene Burg, auf der die Vorbesitzer auf grausame Weise umgekommen sind, um sich den Mythen um Poltergeister zu nähern. Mit Kameras im Gepäck geht es an das Erkunden und Erforschen der Burg und schon bald häufen sich merkwürdige Ereignisse…

Die Geschichte um drei junge Menschen, einem „bösen Ort“ und allerhand wackliger Kameras, schreit natürlich nach einem Vergleich mit Blair Witch Project oder Paranormal Activity. Und man muss schon zugeben, dass die Parallelen zu beiden Filmen definitiv gegeben sind. Das fällt insbesondere dann auf, wenn es um die Szenen im Schlafbereich oder im Wald geht. Doch sind diese Parallelen nicht unbedingt negativ zu werten, denn beide Filme haben in hervorragender Weise ihrem Publikum das Fürchten gelehrt. Das ist auch der Punkt, der „die Präsenz“ ganz klar zu einem sehenswerten Horrorfilm macht. Obwohl das Budget für den Film gering gewesen sein mag, schafft es die Präsenz, den Zuschauer mit Gruseleffekten zu überraschen. Zu Gute kommt „die Präsenz“ dabei die Wahl der Location, die mit dem abgelegenen Schloss und dem angrenzenden, sehr finster wirkenden Wald, wirklich gut gewählt wurde. Auch die Post-Produktion und die nachträglichen Kameraeffekte können sich wirklich sehen lassen.

Natürlich ist auch „Die Präsenz“ ein Klischee-Feuerwerk und als rational denkender Mensch fragt man sich schon, wieso die Protagonisten, allen voran Rebecca, nicht nach den ersten – wirklich gruseligen – Ereignissen das Schloss verlassen haben. Ich hätte dort jedenfalls nicht in der Seelenruhe schlafen können, wie es die drei Figuren getan haben und hätte alsbald das Weite gesucht. Die Geschichte zieht sich über mehrere Tage und büßt dadurch leider viel an Glaubwürdigkeit ein. Dennoch geht es bei Filmen wie „die Präsenz“ nicht primär um Realität oder Glaubwürdigkeit, auch wenn natürlich der Found-Footage-Stil dies vermitteln möchte: „Die Präsenz“ möchte Erschrecken und den Zuschauer gruseln. Und wenn man etwas für Found-Footage-Filme übrig hat, gelingt das ausgezeichnet!

Fazit zu die Präsenz:

Eins muss man dem Film lassen: Bei die Präsenz sind Schreckmomente garantiert! Dafür sorgen die in dem Genre beliebten „Jump Scares“ und die authentische Kulisse. Der Gruselfaktor ist recht hoch und ich habe mir doch tatsächlich auch mal die Hand vor das Gesicht gehalten. Ansonsten ist die Präsenz von der Story her leider – wie im Grunde zu erwarten war – sehr dünn. Lobenswert finde ich aber, dass sich in Deutschland mal wieder an einem Horrorfilm versucht wird, auch wenn dieser sich stark an Blair Witch Project und Paranormal Activity orientiert.

Die Präsenz ist im internationalen Vergleich keine Offenbarung. Aber angesichts der Tatsache, dass ich Found-Footage sehr mag, ich mich wirklich erschrocken habe und es praktisch keine Horrorkonkurrenz aus Deutschland gibt, sind 3,5 von 5 Sternen als Wertung mehr als gerechtfertigt. Und man kann wohl guten Gewissens auch sagen, dass „Die Präsenz“ einer der besten deutschen Horrorfilme der letzten Jahre ist. Ob es nun „der“ deutsche Horrorfilm ist, mag ich nicht zu beurteilen. Das sollte jeder für sich selbst entscheiden.

Wer Freund des Found-Footage-Genres ist und Blair Witch Project nach wie vor toll findet, wird sich bei „Die Präsenz“ gut unterhalten fühlen! Die Präsenz läuft bis zum Ende des Jahres in ausgewählten Kinos und ein regulärer Kinostart wird für 2015 anvisiert.

Infos zum Film
D 2014
Regie: Daniele Grieco
Darsteller: Liv Lisa Fries, Matthias Dietrich, Henning Nöhren
Verleih: Kinowelt TV
Länge: 83 Min.

Beitragsbild: (c) Kinowelt TV

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