Carnival Row: Kritik zur 1. Staffel des Fantasy-Crime-Mix‘

Mirjam Maier 24. November 2019 0
Carnival Row: Kritik zur 1. Staffel des Fantasy-Crime-Mix‘

Basierend auf einer Idee von Travis Beacham (Pacific Rim) tummeln sich in Carnival Row mythische Kreaturen auf der Suche nach Asyl sowie Menschen mit wenig Zuneigung für zugewanderte Andersartige. Staffel 1 der Amazon-Prime-Eigenproduktion gibt es bereits auf Amazon zu sehen, Staffel 2 ist in der Mache.

Carnival Row ist düster, brutal und sexy – das neo-viktorianische Setting erinnert an England im 1900 Jahrhundert – gepaart mit Steampunk-Elementen – und nicht nur das: Morde häufen sich im Stadtstaat The Burgue und lassen Jack the Ripper für einen Moment gedanklich wiederauferstehen. Inspector Rycroft Philostrate (Orlando Bloom) ermittelt in besagten Mordfällen und trägt neben einer undurchsichtigen Vergangenheit auch ein gebrochenes Herz mit sich. Der Kriegsveteran kämpft im besetzten Tirnanoc – Heimat der Fabelwesen – an der Seite von Fee Vignette Stonemoss (Cara Delevingne) gegen das Militärbündnis The Pact und verliebt sich in sie. Ihre Wege trennen sich unglücklich, bis Vignette sich wider Willen in The Burgue wiederfindet und zunächst auf Rache an ihrem einstigen Geliebten sinnt.

Carnival Row spielt vor dem Hintergrund der Kriegswirren. Diese führen dazu, dass viele der mythischen Kreaturen ihre Heimat verlieren und als Geflüchtete in The Burgue Zuflucht finden. Von Akzeptanz kann jedoch kaum die Rede sein – sie werden mehr oder minder geduldet, finden niedere Anstellungen in Haushalten der Menschen oder arbeiten als Prostituierte.

Fremdenfeindlichkeit nimmt in Carnival Row eine zentrale Rolle ein und könnte aktueller nicht sein. Leider greift die Serie diese Thematik an manchen Stellen zu plump auf oder baut die gefestigten Vorurteile seiner Protagonisten, sei es gegenüber Mensch oder ‚Kreatur‘, zu schnell zu einfach ab. Es mag den nur 8 Folgen der ersten Staffel geschuldet sein, dass die sich langsam aufbauende Story gegen Ende plötzlich rasant an Fahrt aufnimmt, Zeit aufholen will und Informationen somit nur so auf den Zuschauer einprasseln. Was nicht bereits vorhersehbar war, wirkt dann fast ein wenig zu konstruiert. Dennoch: Carnival Row zieht visuell und mit seiner Liebe zum Detail in den Bann; und obwohl die meisten Charaktere der Serie einfach gestrickt wirken und ihr Handeln sich zugunsten des Plots teilweise als einfallslos gestaltet, sind sie nachvollziehbar. Es sind große Gefühle wie Liebe und Hass, die ihr Handeln bestimmen, und das lässt sie zugänglicher werden. Vor dem ernsten Thema des Rassismus‘ macht es Hoffnung, wenn Mensch und Fabelwesen einander zugeneigt sind.

Vielleicht schöpft Staffel 2 ihr Potential aus den übrigen Handlungssträngen, die nicht zu Ende geführt wurden, und verleiht seinen Protagonisten die Tiefe, die eigentlich in ihnen steckt. Zu wünschen wäre es, denn was Carnival Row fantastisch gelingt, ist, dass die Serie den Zuschauer raus aus dem Wohnzimmer in eine andersartige Welt entführt. Nicht zuletzt darum schauen wir ja so gerne bewegte Bilder.

Beitragsbild (c) Amazon Studios

 

Carnival Row: Kritik zur 1. Staffel des Fantasy-Crime-Mix‘

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