Unter all den Emotionen, die Menschen füreinander empfinden können, ist Mitgefühl vielleicht die stärkste von allen. Keinen von uns lässt es einfach kalt, wenn wir wissen, dass es einen Menschen gibt, der in völliger Einsamkeit um sein Leben kämpft. Zumindest nicht, sobald wir diesem jemanden einen Namen geben. Also gestatten: Mark Watney, Astronaut und Botaniker, Mitglied der Mission ARES III und zurückgelassen in einer tödlichen Wüste – im Schiaparelli-Krater auf dem Planeten Mars.
To science the sh*t out of this
Mark Watney (Matt Damon) ist gewaltig im Arsch. Doch der Reihe nach: Die NASA hat es endlich vollbracht und bemannte Missionen auf dem Mars ermöglicht. Die erste Mission Ares I war unglaublich erfolgreich gewesen und alles lief nach Plan. Als die Crewmitglieder zurückkehrten, wurden sie wie Helden gefeiert. Die Mission Ares II war ebenfalls erfolgreich gewesen, doch keine große Errungenschaft mehr. Die heimgekehrten Astronauten wurden mit lauwarmen Kaffee und feuchten Händedrücken willkommen geheißen. Mark Watney war Teil der dritten Mission – Ares III. Völlige Routine. Und doch stellt sich diese am Ende als die interessanteste heraus. Ein riesiger Sandsturm auf dem Mars zwang die gesamte Crew dazu, die Expedition vorzeitig abzubrechen und mittels der HERMES wieder zur Erde zurückzukehren. Während der Evakuierung wird Watney zurückgeworfen und von einer abgebrochenen Antenne durchbohrt. Commander Lewis und die Crew können ihn in der kurzen Zeit nicht mehr finden und nehmen an, dass er tot ist. Er würde nicht nach Hause kommen und wie ein Held gefeiert werden. Er würde nicht einmal einen dieser schlechten Kaffees bekommen. Oder vielleicht doch? Watney sieht das alles nämlich ganz anders, denn er hat überlebt und kämpft nun mit allen Mitteln um sein Leben – allen voran mit seinem Einfallsreichtum und seiner Intelligenz. Er schafft es, seine Wunden selbst zu nähen, Lebensmittel anzubauen und am Ende auch, Kontakt mit der Erde aufzunehmen. Ein Lichtblick. Wird man kommen, um ihn zu holen? Oder sind das Risiko und die Kosten zu hoch, um einen einzelnen Menschen zu retten, der auf einem mehrere hundert Millionen Kilometer entfernten Planeten festsitzt? Und selbst wenn, werden sie schnell genug da sein?
Facts vs. Fiction
Ridley Scott verfilmte die gleichnamige Literaturvorlage vom Autor Andy Weir, der selbst Informatiker ist und mehrere Jahre für seinen Roman nach den neuesten Errungenschaften der Weltraumtechnik recherchiert hat. Auch die genannten Orte auf dem Mars existieren tatsächlich. Und bis auf wenige Kleinigkeiten wurde der Film bzw. das Buch auch für seine Glaubwürdigkeit gelobt. Weir selbst gibt zu, dass der Sturm, welcher Watney von seinen Crewmitgliedern trennt und schließlich der Grund für den Abbruch der Expedition ist, in Wirklichkeit so nicht möglich auf dem Mars ist. Da dieser eine sehr dünne Atmosphäre hat, sind Winde egal welcher Geschwindigkeit für den Menschen kaum spürbar und kämen eher einer leichten Brise gleich. Auch Trümmerteile oder größere Steine wie sie in dem Film umherfliegen, könnten sich zumindest so nicht auf dem roten Planeten verhalten. Auf dem Mars gibt es zwar heftige Sandstürme, doch die Atmosphäre erlaubt es eben nicht, größere Objekte zu tragen bzw. umherfliegen zu lassen. Zudem ist die Gravitationskraft nur ein Drittel der Erde und Watney könnte sich auf dem Mars nicht so normal wie auf der Erde fortbewegen. Solche Feinheiten verzeiht man dem ansonsten fundiertem Buch bzw. dem Film jedoch sehr gerne.
Fazit
Auf Ridley Scott, der unter anderem auch Alien (1979), Blade Runner (1982) und Prometheus (2012) erfolgreich inszenierte, lasten eine Menge Erwartungen, die er meiner Meinung nach erfüllt hat. Der Marsianer ist bildgewaltig und ein echtes Vergnügen für die Augen. Die 3D-Technik wird meiner Meinung nach immer besser und ist bei diesem Film überaus lohnenswert eingesetzt worden. Insbesondere die Marslandschaften sind herausragend gestaltet.
Trotz all der Schönheit des tödlichen Planeten, hatte Scott doch die schwierige Aufgabe, den Handlungsverlauf an drei verschiedenen Orten zu erzählen: aus der Sicht von Mark Watney auf dem Mars, der Crew an Bord der HERMES und der NASA auf der Erde. Mit großen Charakterstudien wartet der Film daher leider nicht auf. Man erfährt nicht viel über Watney und wundert sich ab und an über seinen Optimismus. Ein wenig mehr Verzweiflung hier und da hätte nicht geschadet. Denn er ist selbst in aussichtslosen Situationen unglaublich gefestigt und gut gelaunt. Sein lockeres Auftreten sorgte jedoch auch für mehrere Lacher im Publikum. Und auch der Disco-Funk-Soundtrack gibt dem Film eine ganz besondere Note. Das Ende ist dagegen umso emotionaler und spätestens jetzt lässt Watney jedem seiner Gefühle freien Lauf. Insgesamt ein sehr gelungenes Science-Fiction-Drama, das man unbedingt mit einer 3D-Brille auf der Nase im Kino genießen sollte.
Der Marsianer – Rettet Mark Watney läuft seit dem 8. Oktober 2015 im Kino.
Beitragsbilder: (c)Twentieth Century Fox of Germany