„Dog eat Dog“ (2016) Kritik: Der Pulp-Faktor

Bernhard 4. Juli 2016 0
„Dog eat Dog“ (2016) Kritik: Der Pulp-Faktor

Diverse abgehalfterte, ehemals berühmte und gefragte Gestalten aus Hollywood machen zusammen einen Film. So oder so ähnlich könnte man die Entstehungsgeschichte von „Dog eat Dog“ beschreiben. Paul Schrader macht den Regisseur, Hollywoods Witzfigur Nicolas Cage und Altstar Willem Dafoe übernehmen die Hauptrollen in dieser absurden Räuberpistole.  Der Film lief schon bei den Filmfestspielen in Cannes und beim Filmfest München, hat aber in Deutschland noch keinen Starttermin.

Überlebenskünstler Troy (Cage) ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, doch mit seinen Ex-Knacki-Freunden Mad Dog (Dafoe), einem im Wortsinne wahnsinnigen Junkie und Diesel (Christopher Matthew Cook), dem schweigsamen Koloss des Trios, übernimmt er sofort wieder zwielichtige Aufträge. Die Drei verprassen ihr verdientes Geld schneller, als sie ihr eigenes Koks ziehen können, sodass sie sich immer wieder mit dem Vermittler „El Greco“ (Regisseur Schrader) treffen, um neue Jobs an Land zu ziehen. Der letzte große Coup soll der Ausweg aus Kriminalität sein, alles auf Neuanfang setzen. Nur zu klar, dass das nicht ganz reibungslos von Statten gehen kann.

Natürlich erfindet der erfahrene Schrader das Rad nicht neu. Einige fragile, mehr oder weniger verrückte und dilettantische Kleinkriminelle versuchen, ein normales Leben zu beginnen, indem sie Verbrechen begehen. Altbekannte Zutaten, zuerst zusammengerührt in den frühen Neunzigern von Tarantino und von da an stilbildend für die in den folgenden Jahren wie Pilze aus dem Boden sprießenden, zahllosen weiteren Groschenroman-Thriller á la „Smoking Aces“ (2006) oder „RocknRolla“ (2008).

Dog eat Dog (2016): Schrader und Cage beim Essen(c) KSM Troy (Nicolas Cage) diniert mit „El Greco“ (Paul Schrader). (c) KSM

Schraders Adaption eines Romans von Edward Bunker ist nun fast eine Parodie auf die Parodie, denn schon „Pulp Fiction“ (1994) ist ja eigentlich eine Abrechnung mit dem in Pathos ersaufenden Hollywood. Sein Film ist gefüllt von skurrilen Sets, einer gehörigen Portion Dummschwätzerei und ordentlich Blut fließt auch noch. Absolut niemand nimmt hier sich oder den anderen ernst, am wenigsten Nicolas Cage und Willem Dafoe, die sich nach Belieben austoben und so richtig die geisteskranke Sau rauslassen können. Alle scheinen beim Dreh enormen Spaß gehabt zu haben, der sich auch auf den Zuschauer überträgt.

Der überdrehte, absichtlich altmodische Noir-Look einiger Szenen avanciert zu einem Augenschmaus, der einen fast zum Lachen bringt. Denn spätestens, wenn Troy seinen Boss fragt, ob er Humphrey Bogart ähnele, wird er nicht nur von diesem, sondern selbst von der Atmosphäre des Films ins Lächerliche gezogen.

Ohne Zweifel ist „Dog eat Dog“ Trash. Aber was für einer! Satire auf der Metaebene!  Überzeichnete Charaktere treffen auf ein durchgeknalltes Skript, und anstatt die klassischen erzählerischen Abzweigungen zu nehmen, sucht sich Schrader seinen ganz eigenen Weg durch die Leben seiner Protagonisten. Unkonventionell, im höchsten Maße selbstironisch, mit einer gehörigen Prise klugem und weniger klugem Humor gewürzt kann „Dog eat Dog“ nur gefallen. Allein Troys letzter Satz trieft nur so von hedonistischer Selbstüberschätzung und könnte von Cage persönlich stammen, als gerade sein letztes extravagantes Schloss zwangsversteigert wird.

Beitragsbild und Video (c) KSM

„Dog eat Dog“ (2016) Kritik: Der Pulp-Faktor

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