Alltag in Madrid: In einer kleinen Bar hocken vormittags ein paar Stammgäste, Rentner, Vertreter und Freiberufler bei einem Kaffee oder Käse-Schinken-Toast. Weil auf dem Weg zu einem Date ihr Akku fast leer ist, und sie ihr Handy aufladen will, platzt auch die schöne Elena (Blanca Suárez) in die Eckkneipe. Und zack, geht das Grauen auch schon los: Auf dem Weg nach draußen stirbt einer der Gäste durch einen Kopfschuss. Auch ein weiterer, zu Hilfe eilender Mann bricht tödlich verwundet auf der Straße zusammen. Und als die restlichen Barbesucher einen Moment nicht hinschauen, sind beide Leichen plötzlich weg.
Der spanische Regisseur Alex de la Iglesia („La Comunidad“, „Messi“) startet seinen schwarzhumorigen Thriller „El Bar“, der im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale außer Konkurrenz lief, rasant und spannend – kann dies aber leider nicht konsequent durchhalten.
Die in der Bar verbliebenen Menschen – die Wirtin, ein Kellner und sechs Gäste – sind geschockt. Und rätseln: Warum ist der Platz vor der Bar sofort menschenleer und das ganze Viertel wie ausgestorben? War es ein Terroranschlag oder sitzt ein Scharfschütze auf einem der Dächer? Ist der Täter gar in der Bar? Und vor allem: Wer wird das nächste Opfer sein? Als Soldaten in Schutzanzügen auftauchen, deutet alles auf einen mysteriösen und gefährlichen Virus hin, der scheinbar von der Bar und ihren Besuchern ausgeht.
Ausflug in menschliche Abgründe
Álex de la Iglesia versetzt acht Menschen in eine Extremsituation, die zwischen Angst und Hoffnung, Egoismus und Solidarität zum gnadenlosen Überlebenskampf wird. Ihn interessiere das Thema des Gefangenseins, sagt der auf Gesellschaftssatiren spezialisierte Regisseur und ehemalige Präsident der Spanischen Filmakademie selbst über seine Arbeit.
In der Bar eingekesselt rotieren reihum die Spekulationen, wer wie mit den mysteriösen Ereignissen zu tun haben könnte. Die jeden Tag am Spielautomaten zockende Witwe? Der Bibelverse zitierende Obdachlose? Der Hipster mit dem verdächtig langen Bart? Erste dramaturgische Kratzer bekommt der kammerspielartige Film indes, als auf der Toilette ein zombieähnlicher Toter mit einer leeren Ampulle neben sich entdeckt wird.
Mit dem Ausflug in menschliche Abgründe geht es auch wortwörtlich tiefer: Die Schauplätze verlagern sich erst in den Vorratskeller der Bar, dann in die Kanalisation der spanischen Hauptstadt. Filmisch geht es dabei immer weiter Richtung Horror-Trash. Der hippe Nacho (Mario Casas) reißt irgendwann das Kommando an sich, versucht mit Elena anzubändeln und Bündnisse zu schmieden. Doch letztlich hat keiner mehr Erbarmen mit Niemandem. Und am Ende der 102 Minuten ist der Zuschauer dann fast erlöst, dass es vorbei ist.
DVD und Blu-ray-Veröffentlichung: 24. August 2017
Wertung: 2,5 Sterne
[schema type=“review“ url=“www.filmverliebt.de“ name=“El Bar – Frühstück mit Leiche“ rev_name=“El Bar – Frühstück mit Leiche“ author=“Nadine Emmerich“ pubdate=“2017-08-24″ user_review=“2.5″ min_review=“0″ max_review=“5″ ]
*AffiliateLink