„Eleanor & Colette“ Kritik – Die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft

Anja Werth 21. April 2018 0
„Eleanor & Colette“ Kritik – Die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft

Eleanor Riese (Helena Bonham Carter) leidet an paranoider Schizophrenie und kann nur durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten ein eigenständiges Leben führen. Ein freiwilliger Klinikaufenthalt verwandelt sich jedoch zu einer Höllenfahrt, als Nebenwirkungen auftreten und die Ärzte Eleanors Bitte, die Medikamente niedriger zu dosieren, schlichtweg ignorieren. Sie wird wie eine Irre behandelt und unter dubiosen und grausamen Umständen in der Klinik festgehalten. Eleanor weiß sich jedoch zu helfen und engagiert die junge Anwältin Colette Hughes (Hilary Swank), der es tatsächlich gelingt zusammen mit dem Professor Mort Cohen (Jeffrey Tambor) Eleanors Fall bis zum Obersten Gericht zu bringen. Aus der Klienten-Anwalts-Beziehung und dem gemeinsamen Kampf um Selbstbestimmung für Patienten mit psychischen Problemen entwickelt sich dabei eine wunderbare Freundschaft, die auch das Privatleben der Workaholikerin Colette völlig verändert.

Helena Bonham Carter und die zweifache Oscar-Gewinnerin Hilary Swank verkörpern in diesem Film zwei außergewöhnlich willensstarke Frauenfiguren. Sie begeistern in ihren Rollen nicht nur, wenn es um den entschlossenen Kampf gegen die mächtige Pharmaindustrie geht, sondern auch aus menschlicher Perspektive. Einfühlsam impulsiv begegnen sich die beißend sarkastische Eleanor und die zielstrebige und etwas unterkühlte Colette auf Augenhöhe. Sie entwickeln eine enge Beziehung zueinander, verbringen Geburtstage und Weihnachtsfeiern zusammen, und stehen jeweils auf der Matte, wenn es einer von ihnen schlecht geht. Schwerkranke Patienten können eben manchmal mehr geben, als man vielleicht annehmen würde.

Eleanor ist, wie Colette einmal sagt „nicht schwer behindert, sondern schwer zu ertragen“. Sie entpuppt sich aber trotz dessen als zuverlässige und warmherzige Freundin, die in manchen Lebensbereichen mehr Mut und Lebensweisheit aufweist als die erfolgreiche „Staranwältin“ Colette. Die wiederum lässt ihren Freund Robert (Johan Heldenbergh) wegen ihres fast schon krankhaften Ehrgeizes mehr als einmal hinter ihren beruflichen Pflichten stehen. Sie arbeitet so hart, weil sie Angst hat zu scheitern, wie sie einmal unter Tränen vor Eleanor zugibt. Mit ihr zeigt der Film eine außergewöhnlich engagierte Anwältin in Sachen Bürgerrechte.

Regisseur Bille August bleibt nah an seinen zueinander völlig konträren Frauenfiguren dran – auch in schwierigen Momenten, und beweist damit, dass er keine Angst vor Emotionalität hat. Einfühlsam und spürbar achtsam zeigt er in diesem Film – der auf einer wahren Begebenheit beruht – eine verletzliche Furchtlosigkeit, die ihre Stärke und Kraft aus dem mächtigen Band der Freundschaft zieht. Mit dem Film ist ihm zudem eine bestechend scharfe Kritik an dem Gesundheitssystem gelungen.

Kinostart ist der 03.05.2018

Dauer: 115 min

Der Trailer zu Eleanor & Colette:

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Beitragsbild © Warner Bros. Pictures Germany

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