Filmkritik: Godzilla (2014) – der König ist zurück!

Florian Erbach 18. Mai 2014 9
Filmkritik: Godzilla (2014) – der König ist zurück!

Die Marketingkampagne von Godzilla hat ihre Sache sehr gut gemacht: Der erste geleakte Teaser war bombastisch, und als dann schließlich der erste richtige Teaser veröffentlicht wurde, war es um mich geschehen. Ich war angefixt, begeistert und musste den Film unbedingt sehen. Fast schon in aufdringlicher Weise, wurde ein Clip und Trailer nach dem anderen veröffentlicht und es festigte sich allmählich der Eindruck, dass „der“ Godzilla (2014) von Gareth Edwards anders werden sollte.

Eine für Hollywood mutige Interpretation von Godzilla, die sich mehr an den originalen Filmen aus Japan orientiert, als an dem Godzillafilm, den Emmerich 1998 schuf. Kurzum: Der König der Monster ist eindrucksvoll zurückgekehrt!

Die Natur aus dem Gleichgewicht

Dass der Fortschritt der Menschheit auch gleichzeitig ihr Untergang sein kann, ist kein Geheimnis. Das Gleichgewicht der Erde, der Natur, ist durch das Handeln der Menschen in großer Gefahr. Es sind die potenziellen Katastrophen, wie das Ereignis von Tschernobyl, die Weltkriege oder Fukushima, die die Destruktivität und Instabilität der Menschheit offenbaren und die Erde in Mitleidenschaft ziehen können. In Godzilla (2014) waren nicht die Dinosaurier die größte und imposanteste Spezies, sondern eine viel ältere Spezies, die lebte, als die Erde noch unwirklicher und radioaktiver war. Schließlich erwecken die Menschen etwas, eine uralte Macht, die im Zeitalter der Atomkraft nach alter Größe strebt.

Joe Brody (Bryan Cranston) arbeitet in einem Kernkraftwerk und wird leidvoller Zeuge eines Unfalls, der das Leben seiner Frau beenden sollte. Doch Joe ist nicht davon überzeugt, dass es ein Unfall war, sondern das etwas anderes, etwas, was seit dem versteckt wird, dass Kernkraftwerk zum Einsturz brachte. Als „Godzilla-Truther“ davon besessen die Wahrheit herauszufinden, geht er schließlich mit seinem Sohn Ford Brody (Aaron Taylor-Johnson) zum Ort des Unglücks zurück und die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Eine uralte Macht drängt schließlich danach, das Gleichgewicht wieder herzustellen.

Ein klassischer Monsterfilm

Godzilla (2014) steht nicht in der Tradition des Godzillafilms von 1998, denn beide Filme haben ganz andere Ansätze. Während Emmerichs Godzillaverfilmung das Monstrum, „den Zerstörer der Welten“ fokussiert und Godzilla als das Unheil und sozusagen den Untergang der Menschheit darstellt, ist der Ansatz von Edwards ein ganz anderer. Edwards rückt in seiner Geschichte Gojira („ゴジラ) nicht in den Mittelpunkt. Godzilla ist zwar latent immer präsent, doch ist Godzilla nicht so „greifbar“ und wir betrachten ihn aus einer sehr viel distanzierteren Perspektive, als es noch 1998 der Fall war. Er ist da, jedoch liegt der Schwerpunkt von Edwards Godzillafilm auf dem was er bekämpft und auf die Geschichte drum herum. Godzilla (2014) als Film ist daher eher auf einer Meta-Ebene angelegt und der Film präsentiert uns Godzilla nicht als den „Zerstörer“ – sondern als den „Bewahrer der Welten“.

Diese Verlagerung wird auch dadurch deutlich, dass Godzilla – der sicherlich seine spektakulären Auftritte hat – im Film doch verhältnismäßig selten zu sehen ist. Das mag verwundern und gerade wenn man einen Action geladenen Katastrophenfilm á la Pacific Rim erwartet, wird man sehr enttäuscht sein. Godzilla (2014) führt behutsam und lang in die Geschichte um das Riesenmonster und seine Bestimmung ein. Denn seine Bestimmung wird mit Auftreten der M.U.T.O. (Massive Unidentified Terrestrial Organism) deutlich. Während die Menschen zum Zuschauen verdammt sind, ist es Godzilla, der als „Alpha-Predator“ (mehr dazu in der Vorgeschichte), das Gleichgewicht herzustellen gesucht und den Kampf mit den MUTO aufnimmt.

godzilla poster

Godzilla (2014) – © Warner Bros. GmbH

Weniger Action – ein langweiliger Godzilla?

Godzilla hat wesentlich weniger Action als erwartet und hier muss man leider auch sagen, dass die Trailer vielleicht ein zu episches und zu actionreiches Hollywooddebüt von Edwards versprochen haben. Die Auftritte von Godzilla sind gemessen an der Gesamtspieldauer von etwas mehr als zwei Stunden einfach zu selten, um Godzilla zu einem Actionfeuerwerk zu machen, wie es vielleicht Emmerichs Godzilla war. Dafür sind die Auftritte – und da soll kein falscher Eindruck erweckt werden – sehr grandios inszeniert, und wenn es zum „Kampf der Titanen“ kommt, wird den Menschen ihre Verwundbarkeit der Natur gegenüber vollends offenbart. Die Distanz und die fehlende Omnipräsenz von Godzilla, der im Übrigen zu seinem Kollegen von 1998 deutlich zugenommen hat, führt dazu, dass sich der Blick mehr auf die Geschichte und die agierenden Schauspieler richtet.

Während Godzilla also zumeist auf der Ferne betrachtet wird, ist die erste Hälfte des Films sehr packend inszeniert und geht mit gutem Tempo voran. Wer Edwards „Independentfilm“ Monsters kennt, wird wissen, dass ihm der Mensch und die Geschichte wichtiger ist, als das eigentliche, bloße Zerstören. Dies funktioniert auch in der ersten Hälfte sehr gut, dann jedoch, verflacht die Geschichte leider etwas und gerade der Hauptdarsteller Aaron Taylor-Johnson und andere Akteure wirken beliebig und ein Ableben würde kaum eine Reaktion hervorbringen. Insofern ist Godzilla auch kein Film mit besonderer Charaktertiefe, der leider auch nicht ohne Stereotype auskommt.

Dennoch funktioniert Godzilla als Monsterfilm hervorragend. Der Sound und Soundtrack tragen ihren Teil zu einem sehr guten Audioerlebnis bei. So manches Mal bebt der Kinosessel. Die 3D-Effekte hingegen stechen nicht besonders heraus. Sicherlich ganz nett, dass Godzilla und die gesamte Szenerie plastischer wirken, jedoch gibt es keine herausragenden 3D-Effekte und „Oha-Effekte“.

Trailer zu Godzilla

Fazit zu Godzilla 2014 – sehenswert?

Godzilla bei Amazon

Godzilla als Riesenmonster wirkt bisweilen fast teilnahmslos und er stampft nicht aufgrund blosser Zerstörungswut durch die Stadt oder um sich ein Nest zu bauen: Godzilla ist in Edwards Adaption der originalen Geschichte nicht der primäre „Zerstörer der Welten“, sondern kann vielmehr als „Bewahrer der Welten“ beschrieben werden.

Godzilla ist ein sehr sehenswerter Monsterfilm, der jedoch für den Geschmack von so manchem sicherlich zu wenig Godzilla und aus einer zu distanzierten Betrachtungsweise zeigt. Das Geheimnis, das Godzilla gegen andere Riesenwesen kämpft, ist spätestens seit dem letzten Trailer keines mehr. Und so sehen wir in aufwendig produzierten Bildern, einen Kampf der Riesen. Leider wirkt die Geschichte an manchen Stellen zu beliebig und der Hauptdarsteller austauschbar. Dennoch ist Godzilla ein imposanter Monsterfilm, der den König der Monster sehr eindrucksvoll auf die große Leinwand zurückbringt. Die Distanz zu Godzilla, diese Unnahbarkeit und die gleichzeitige Nähe zu seinen Widersachern und die scheinbare Hilflosigkeit der Menschen, sorgen für einen spannenden Kinobesuch.

Edwards ist es zu verdanken, dass wir kein zweites Pacific Rim erhalten haben, sondern eine mutige Hollywoodinterpretation von Godzilla. Ich hoffe sehr, dass es einen zweiten Teil geben wird!

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