Filmkritik: Prisoners (2013)

Florian Erbach 15. November 2013 1

Die wohl schlimmste Situation für Eltern, für Mutter und Vater, ist wohl der Verlust, das Verschwinden des eigenen Kindes. Prisoners widmet sich dieser Thematik und verfolgt in der Erzählweise klassische Selbstjustiz- und Dramathemen. Darüber hinaus ist Prisoners jedoch durch die Art der Erzählung und der gesamten Aufmachung, trotz der mehr als 2 Stunden, ein äußerst interessanter Film. Als Hauptdarsteller fungieren Hugh Jackman (X-Men) als Familienvater und Jake Gyllenhaal (Source-Code) als leitender Ermittler.

Wie würdest du handeln?

Ein fröhliches Familienfest, die Kinder spielen ausgelassen, alle haben Spaß, es gibt gutes Essen und auch Wein. Plötzlich stellt sich die Frage: Wo sind die Kinder? Die anfängliche Gelassenheit, die mit, „die werden sicher gleich auftauchen“ begründet wird, weicht blanker Panik. Die Suche in unmittelbarer Umgebung bringt keinen Erfolg. Hat der mysteriöse Campingwagen etwas damit zu tun? Kurz darauf wird der Besitzer des Wagens gestellt und verhaftet. Ist er für das Verschwinden der Kinder verantwortlich? Ein nervenaufreibender Trip quer durch die Gefühlswelt von verzweifelten Eltern entwickelt sich.

Dabei steht besonders der Familienvater und Schreiner Keller (Hugh Jackman) sowie der erfahrene Ermittler Loki (Jake Gyllenhaal) im Fokus der Geschichte. Während die Polizei den Verdächtigen schon bald auf freien Fuß setzen muss, glaubt Keller nicht an dessen Unschuld und ermittelt bald auf eigene Faust. Das er dabei ganz eigene Methoden anwendet, scheint fast selbstverständlich. So sehr sich die beiden Protagonisten in ihrem Wesen, Charakter und ihren Handlungen unterscheiden, so haben sie doch gemeinsam ein Ziel: Die vermissten Kinder schnellstmöglich finden. Dabei geht Keller wenig zimperlich vor und agiert scheinbar überstürzt, doch aus Sicht eines Vaters wohl nachvollziehbar. Loki hingegen wirkt kontrolliert, sehr ruhig und fast etwas unheimlich. Was hat es mit dem nervösen Zucken und den Tattoos auf sich? Ist er vielleicht doch aufbrausender und zeigt dies nur nicht?

Ruhig und dennoch spannend bis zur letzten Minute

Die Erzählweise ist überraschend unaufgeregt, fast ruhig. So entsteht eine latent beunruhigende, klaustrophobische Atmosphäre. Prisoners ist daher gewiss kein Film, den man sich mal eben zwischen Feierabend und Disko ansehen sollte. Man glaubt, die Geschehenisse vorhersehen zu können, doch wird immer wieder eines Besseren belehrt. Wo sind die Kinder? Wer ist der Täter? Handeln die Familienväter richtig? Eine spannende Inszenierung, ohne zu sehr auf das Tempo zu drücken.

Die angespannte und traurige Stimmung wird auch hervorragend durch die Bilder getragen. Das herbstliche Wetter, die ungemütlichen grauen Farbtöne und die weiten und ruhigen Kamerafahrten, tragen ihren Teil zu einer fantastischen Stimmung bei. Während die Musik nur sehr spärlich eingesetzt wird, besticht der Film durch seine unaufgeregten und fast klassischen Kameraeinstellungen.

Fazit:

Prisoners ist ein Crime-Thriller, der mich sehr positiv überrascht hat. Trotz der 154 Minuten Gesamtspieldauer, gibt es nur ganz selten Momente, in denen so etwas wie ein Gefühl von „Länge“ aufkommt. Prisoners erzählt die Geschichte der Entführung von zwei Mädchen auf unterschiedlichen Ebenen. Mir hat besonders der Perspektivenwechsel zwischen Loki und Keller gefallen. Kein Popcorn-Kino und unbedingt nur zu genießen, wenn man die Zeit hat und sich darauf einlassen kann. Dann ist Spannung und Gänsehaut garantiert! 4/5                                                                                                       Bildrechte © TOBIS Film

Filmkritik: Prisoners (2013)

4.4 (88%) 5 vote[s]