Filmstarts kauft Moviepilot – Quo vadis deutsche Filmseiten?

Florian Erbach 26. Juni 2014 13
Filmstarts kauft Moviepilot – Quo vadis deutsche Filmseiten?

Bereits 2007 erblickte moviepilot.de das Licht des Internets und das kleine Team von damals konnte sich wohl bei weitem nicht ausmalen, wohin die Reise gehen würde. Heute beschäftigt die Moviepilot GmbH nach eigenen Aussagen über 100 Mitarbeiter und hat neben filmstarts.de das größte deutsche Filmportal. Zumindest bis heute: Denn der größte Konkurrent – filmstarts.de (Webedia) – hat die deutsche Webseite mitsamt seiner Facebook-Seite und dem dazugehörigen YouTube-Account für 15 Millionen Euro gekauft. Die Mitarbeiter sollen ebenfalls übernommen werden und die Moviepilot GmbH möchte sich fortan, so heißt es, auf das US-Geschäft konzentrieren.

Doch was heißt das für die deutschen Filmseiten? Heißt es nicht, dass die Konkurrenz das Geschäft belebt und letztlich auch die Qualität erhöht? Moviepilot und Filmstarts haben in letzter Zeit eine sehr ähnliche Strategie gefahren, wenn es um die Art und Weise ging, wie Beiträge auf den sozialen Kanälen – und hier im speziellen auf Facebook – verbreitet werden. Ziel ist es hierbei nicht die Leser in erster Linie zu informieren, sondern Klicks zu provozieren, die letztlich als nackte Zahlen eine der Hauptmetriken für den Erfolg einer Webseite gelten. Nachhaltigkeit oder ob dies als nervig erachtet wird, spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Der Informationsgehalt scheint ebenfalls in den Hintergrund zu rücken.

Clickbaiting nennt sich dieses immer populärer werdende „Verfahren“ und meint ein Vorgehen, in dem die Überschriften möglichst reißerisch, nebulös und neugierig-machend sein sollen. Bei den Facebook-Seiten von Moviepilot und Filmstarts bedeutet das in erster Linie, dass ein Teaser-Bild gepostet wird (welches manchmal auch gar nichts mit dem Beitrag zu tun hat) und dann Überschriften á la „Er will es noch mal wissen. Ein letztes Mal“ oder „Dieser Schauspieler geht gerne Baden“ verwendet werden. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Es gibt keine konkreten Informationen – nur Andeutungen. Ist das die Zukunft der deutschen Filmberichterstattung? Klicks um jeden Preis?

Versteht mich nicht falsch: Klicks sind wichtig, gerade wenn man von einer Seite lebt und viele Mitarbeiter beschäftigen muss. Aber muss deswegen nahezu jeder veröffentlichte Beitrag unter das Clickbaiting fallen? Und vor allem: Wenn nun Moviepilot und Filmstarts zusammenarbeiten, gibt es dann gar keinen Anlass mehr dieses Verfahren zu hinterfragen? Ein Einheitsbrei der deutschen Filmseiten? Muss nicht sein – kann aber. Immerhin loben die Betreiber von filmstarts.de (Webedia) moviepilot.de dahingehend, dass es „kein Team in Europa [gibt], das die enormen Potenziale des Social Publishings besser erkannt und verstanden hat als Moviepilot„.

Betrachtet man die Sache wohlwollend, dann könnte man meinen, dass der Konkurrenzdruck nun weniger geworden ist und damit die Art und Weise der „Klick-Generierung“ nicht mehr so aggressiv sein muss. Wir werden sehen.

Bei aller Kritik: Ich mag moviepilot. Ich bin dort sehr gerne und bewerte und kommentiere Film. Ich lese mir auch Artikel durch und freue mich über News und Interessantes aus der Filmwelt. Dennoch lass ich mich ungerne zum Klicken zwingen.


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