„Love, Simon“ Kritik: Aus Teenie-Roman wird Teenie-Rom-Com

Lida Bach 24. März 2018 1
„Love, Simon“ Kritik: Aus Teenie-Roman wird Teenie-Rom-Com

Everyone deserves a great love story, prangt groß auf dem Poster, das Greg Berlanti offenbar nie gesehen hat. Sonst hätte der Regisseur der Teenie-Komödie, zu der besagtes Plakat gehört, seinem Publikum wenigstens eine solche Geschichte gezeigt. Gefühle gibt es in seiner Verfilmung von Becky Albertallis Bestseller-Debüt „Simon vs. the Homo Sapiens Agenda” reichlich, aber sie sind austauschbar, oberflächlich und ungefähr so authentisch wie in einer Immobilien-Reklame. An eine solche erinnert die von Studio-Setting zu Studio-Setting springende Handlung, die weniger an ihren Figuren interessiert scheint als an der Vermarktung der Illusion eines sorgen- und armutsfreien Vorstadt-Idylls. Dort lebt der Titelcharakter, dessen perfektes Leben in den nächsten Kinominuten noch perfekter wird.

Simon (Nick Robinson) lebt mit seinen supernetten, supertoleranten Eltern (Jennifer Garner, Josh Duhamel) und der ebenso tollen kleinen Schwester (Talitha Bateman) in den supersauberen Suburbs und verbringt seine Schul- und Freizeit mit seinen Kindergartenfreunden Leah (Katherine Langford) und Nick (Jorge Lendeborg, Jr.). Mit dabei ist seit kurzem Abby (Alexandra Shipp), die in die makellose Gegend gezogen ist, weil es in der Stadt so furchtbar war. Aber, klagt der 17-Jährige, er habe ein Riesengeheimnis. Kameraschwenk zum Gärtner auf dem Nachbargrundstück und alle wissen: Simon ist schwul. Wo ist das Problem? Das weiß keiner, weder Publikum noch Plot und am wenigsten der Protagonist, der nie vermittelt, was warum der Konflikt ist.

Berlanti imaginiert das Trump-Amerika als liberales Paradies, in dem alle Sorgen unbegründet und Konflikte nur auftauchen, wenn man sie selbst schafft. Das tut Simon, als er sich von dem albernen Martin (Logan Miller) erpressen lässt. Ihn soll Simon mit Abby verkuppeln, sonst postet Martin die Mails an Simons Internet-Bekanntschaft mit dem Nickname Blue. Weil die Leinwandwelt so realitätsfern ist, dass hier selbst spontane Online-Kontaktaufnahme mit Unbekannten zur ersten großen Liebe führt, ist das Beziehungschaos vorprogrammiert. Genau wie im Auftakt der Roman-Reihe das Happy End für alle, außer den ZuschauerInnen. Letzte sehen tolle Jungdarsteller in der zynisch kommerzgesteuerten Kinoauswertung, der Timing, Witz und Glaubwürdigkeit fehlt. Und die große Love Story.

Kinostart: 28.06.2018

Beitragsbild © Fox

„Love, Simon“ Kritik: Aus Teenie-Roman wird Teenie-Rom-Com

3.3 (66.67%) 3 vote[s]