Lucy (2014): Kritik zum neuen Film von Luc Besson

Ole 10. März 2014 2

Der Mensch nutze nur 10% seines Gehirns, was würde passieren wenn einem die ganzen 100% zur Verfügung stünden. Diese Frage kann selbst Morgan Freeman, der in dem neuesten Luc Besson Film „Lucy“ einen Wissenschaftler spielt, nicht beantworten. Und weil eine wissenschaftlich fundierte oder wenigstens nachvollziehbare Erklärung Mumpitz ist – die Grundannahme ist nämlich schon wissenschaftlicher Unsinn – und zudem langweilig wäre, zeigt uns Luc Besson was nach seiner Vorstellung alles möglich wäre und scheut dabei vor keiner Absurdität zurück.

Lucy, gespielt von Scarlett Johansson, zu Beginn noch eine Studentin in Taipeh entwickelt sich über die 89 Minuten zum Übermenschen. So soll sie am Anfang des Filmes einen Koffer, der mit einer neuen synthetischen Droge gefüllt ist, bei einem Mr. Jang abliefern und findet sich Sekunden später in einer ausweglosen Situation wieder. Gegen ihren Willen setzt ihr die Drogenmafia um Mr. Jang einen Beutel mit Drogen in den Unterleib ein. Lucy soll so die Drogen außer Landes schaffen. Unglücklicherweise kommt es jedoch zu Komplikationen und Lucys Körper nimmt große Mengen der Droge auf. Als Folge der Droge bekommt Lucy langsam Zugriff auf 100% ihrer celebralen Fähigkeiten, die aktuelle „Leistung“ wir dem Zuschauer in unregelmäßigen Abständen zwischen den Szenen angezeigt (10%, 20%, …). Die Fähigkeiten, die sie durch den Zugriff auf mehr celebrale Fähigkeiten erlangt, reichen vom erlernen fremder Sprachen in kürzester Zeit bis hin zur Kontrolle über die Zeit. In dieser Entwicklung entfernt sich Lucy aber auch emotional immer weiter vom Menschlichem.

Wer darauf besteht, dass in Filmen Fakten richtig oder wenigstens vorstellbar verwurstet werden, wird hier wie schon angedeutet hervorragend enttäuscht. Die Grundidee, dass der Mensch sein Hirn nicht vollständig nutzt, wurde in jüngster Vergangenheit zudem schon in einem anderem Film („Limitless“) verwendet. Doch wo bei Bradley Cooper in „Limitless“ die volle Nutzung des Gehirns nur dazu führt, dass er ein Finanzgenie wird, kann Lucy Zeit und Raum kontrollieren. Damit ist sie unaufhaltsam und kann so im Film die Rolle der Actionheldin mit Leichtigkeit übernehmen. Was so nur nach ein wenig Fiktion klingt, entfaltet im Kinofilm eine Dimension, die an Absurdität kaum überboten werden kann. Durch die Bildgewalt können wir als Zuschauer die Handlung zum Glück ein wenig vergessen. Nüchtern betrachtet zeigt uns Luc Besson jedoch eine Handlung die absolut abgedreht ist. Eigentlich könnte man hier aufhören zu lesen und sich einen anderen Film im Kino anschauen. Doch das ist bei Lucy zu kurz gedacht.

Der Film lebt durch genau diese unglaubliche Bildgewalt, die Luc Besson uns Zuschauern auf der Leinwand zeigt. Abgesehen von der Action, passiert in jeder Szene etwas unvorhersehbares und die Bilder werden einem in atemberaubender Geschwindigkeit nur so vor die Augen geschleudert. Als Folge dieser Geschwindigkeit hat Luc Besson entgegen dem aktuellen Trend die einstige Standardfilmlänge von 90 Minuten sogar noch knapp unterschritten. Diese Kürze ist dafür verantwortlich, dass „Lucy“ trotz wissenschaftlichem Humbuk, einer Story, die ihren Namen nur schwer verdient, und dem Totalausfall von Morgan Freeman ein äußerst sehenswerter Film geworden ist. Daran hat vor allem auch Scarlett Johansson großen Anteil, die ihre Figur sehr gut ausfüllt und das, obwohl Lucy in der meisten Zeit vollkommen ausdruckslos durch Paris jagt.

Der Film ist insgesamt so verrückt, dass die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf schwirrten als der Abspann einsetzte, ungefähr die folgenden waren: Wow – Was zur Hölle war das? – Wie überhaupt? – Kann man so ein Drehbuch überhaupt schreiben? Gerade das macht den Film empfehlenswert. Schaut ihn euch im Kino an, denn zu Hause dürfte der Film mit den Bildern so nicht rüber kommen. Der Film ist unglaublich click on this link bildgewaltig, jede unglaubliche Szene wird von einer noch unglaublicheren Szene übertroffen. Es ist eine Explosion an Geschehnissen, Bildern, suggerierten Gefühlen und Action und das in jeder Szene. Beispielhaft steht dafür auch die Fahrt durch Paris.

Der Film ist so beeindruckend, dass man nach dem Besuch seine Gedanken völlig neu ordnen muss. Was man tunlichst unterlassen sollte, ist das Hinterfragen der Handlung, denn diese ist so absurd und verrückt, dass man den Film sofort dem Trash zuordnen müsste.

© Universal Pictures

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Kommentare »

  1. moep0r 12. September 2014 at 6:37 -

    Sehr schoen zu sehen, dass der Film auch mal jemandem gefaellt. Sehe das ganz aehnlich, allerdings fand ich besonders dei Verfolgungsjagd ziemlich ueberfluessig ^^

  2. Marc 20. September 2014 at 14:23 -

    Der Film war spitze und in seiner Handlung sehr kreativ und schnell … Die Bilder sind atemberaubend, besonders der Zeitraffer … Die Zeitreise zum Schluss. Nur was mir sehr Missfallen hat war die Form, die Lucy zum Schluss annahm … Das geht gar nicht … Ich sag nur USB 😀