Wie misslungen muss ein Film sein, den selbst Goldie Hawn und Amy Schumer nicht retten können? Jonathan Levines blamable Mutter-Tochter-Komödie gibt die abendfüllende Antwort, die niemand wirklich wollte. Wahrscheinlich nichtmal Katie Dippold, als sie die Story schrieb. Die Drehbuchautorin von Ghostbusters bringt ihre Protagonistinnen auf deren gekaperter Ecuador-Reise in eine Reihe kinotypischer Situationen, die subversives Potenzial hätten, wären sie nicht quälend taktlos inszeniert. Der totale Mangel an Feingefühl spricht nicht nur aus den abgehackten Szenen, die mitten in einem Crash oder einer Bandwurmentfernung abbrechen. Übler – sogar als der Bandwurm – sind die rassistischen Stereotypen und unreflektierten Negativklischees über Südamerika.
Nach dem Weltbild des Plots liegt Donald Trump absolut richtig damit, zwischen den USA und allem, was weiter südlich liegt, eine Mauer zu bauen. Die einzigen sicheren Orte auf dem Kontinent von Mojitos und Capoeira sind luxuriöse Hotelburgen. Dort sind die Einheimischen Personal und die Amis lümmeln unbehelligt von den alltäglichen Gewalttaten am Pool. Es sei denn, sie sind so leichtsinnig wie Emily Middelton. Die Variation von Schumers verunsichert-chaotischer Standard-Comedy-Persona verbrät, nachdem ihr Freund (Randall Park) Schluss gemacht hat, den „nicht stor-nier-bar-en“ Urlaub mit Mutter Linda (Hawn). Die geschiedene Seniorin warnt ihre trinkfreudige Tochter ununterbrochen vor den Gefahren, die weißen Westlerinnen von der fremden Kultur drohen.
Lindas vermeintliche Übervorsicht erweist sich als angebrachte Vorsicht. Emily lässt sich von einem Latin Lover (Tom Bateman) buchstäblich vom rechten Weg abbringen, mit der Folge, dass Mutter und Tochter in den Fängen von Kidnapper Morgado (Oscar Jaenada) landen. Emilys nerdiger Bruder (Ike Barinholtz) und ein Indiana-Jones-Verschnitt erweisen sich bei der Rettung als Luschen, doch zur Parodie sexistischer Konventionen fehlt dem krampfigen Szenario die Konsequenz. Der deutsche Verleihtitel reinstalliert sogar die paternalistische Perspektive, die Dippolt in Einzelmomenten unterwandert: „Mädelstrip“? Die Hauptfiguren sind 35 und 71! Alt genug, um weit wegzubleiben von einem Machwerk, das ihre Intelligenz und die der Zielgruppe beleidigt.
OT: Snatched
Regie: Jonathan Levine
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2017
Verleih: Fox
Länge: 91 min.
Kinostart: 15. Juni 2017
Beitragsbild (c) Fox