The Walking Dead Staffel 5 Folge 14 – „Spend“ (Spoiler-Alarm!)

Tommy 17. März 2015 1

Letzte Woche habe ich noch kritisiert, dass „The Walking Dead“ unter seinen vielen Figuren leidet. Die Serie kann sich gezwungenermaßen nicht auf alle konzentrieren und muss einigen Auserwählten den Vortritt lassen. Als hätten mich die Macher gehört, folgt mit „Spend“ die überzeugende Antwort auf dieses Problem. Sicherlich, einige Charaktere werden wieder außen vor gelassen, weswegen mein Argument durchaus noch bestand hat. Dennoch wurde hier gezeigt, dass ein Großteil der Figuren stimmig in eine Folge untergebracht werden kann. Mehr noch: Es ist nicht nur ein stumpfes Abarbeiten der Nebenfiguren, das aufzeigen soll, wie sie in Alexandria zurechtkommen. Einige Entwicklungen werden geboten und nie das große Ganze aus den Augen verloren, wodurch zusätzlich die Handlung vorangetrieben wird.

No risk, no fun

Dieses große Ganze wird in „Spend“ dadurch aufgegriffen, dass es erneut um die Frage der Überlebensfähigkeit geht. Seit Ricks Truppe in Alexandria angekommen ist, wurde die Serie nicht müde, uns zu zeigen, dass dessen Einwohner in ihrer Komfortzone gefangen sind. Die letzten Folgen drehten sich somit um die Frage, ob diese Menschen überhaupt noch in der Lage sind, sich in der harten Welt durchzusetzen. Dieses Thema erhält neue Nahrung, was diesmal nicht in eine theoretischen Erörterung mündet. Die obligatorischen Beißerattacken bringen Personen aus beiden Gruppen in bedrohliche Situationen, in denen sie ihr wahres Naturell zeigen müssen.

Das Zeugnis für die Einwohner Alexandrias fällt eher dürftig aus. Um nicht zu schreiben: Vernichtend. Sie folgen ganz dem Credo „Jeder ist sich selbst der Nächste“. Bei der geringsten Gefahr schalten sie in den Hasenfuß-Modus und bringen sich in Sicherheit. Die Gruppe Überlebender verhält sich weitaus nobler. Sie riskieren ihr Leben für einander, bringen sich selbst an den Rand des Todes für die geringe Chance, einen anderen Menschen vor eben jenem zu retten. Es zeichnet sie ein höherer Zusammenhalt aus, der am Ende für sie alle eine höhere Chance zu überleben bedeutet. Nicht ohne Grund wird in der Folge die Theorie der „Zerbrochenen Fenster“ angesprochen. Alexandria fußt auf seiner heilen Welt, auf seiner Oberflächlichkeit. Nach außen tun alle nett und hilfsbereit, aber sobald sich erste Risse zeigen, zerbricht die Maskerade.

Der Gottesmann prangert an

In den ersten Momenten von „Spend“ sehen wir Gabriel, der freundlich von seiner neuen Gemeinde aufgenommen wird. Erinnerungen an seine alte Gemeinde werden geweckt, die er nicht in seiner Kirche aufnahm und deswegen einem brutalen Tod preisgab. Als Reaktion auf diese Schuld und Wut über sich selbst, zerreißt er eine Bibel, was seine bereits erwähnte Abkehr von der Religion vertieft. Jedoch scheint er sich später anders zu entscheiden. Er warnt Deanna vor dem Teufel, der sich getarnt in die Gemeinschaft geschlichen hätte, womit er Rick und seine Truppe meint. Sie hätten nicht aus Zwang grausame Dinge getan, sondern weil sie es wollten, weil sie böse Menschen sind. Am Ende werden sie ihren Eigennutz über das Wohl anderer stellen und alles zerstören. Dass er selbst ordentlich Dreck am Stecken hat, verschweigt er dabei gekonnt. Ob Deanna auf diese Warnung reagiert, wurde nicht angedeutet, allerdings der nächste Konflikt: Maggie hat das Gespräch heimlich belauscht. Sie hat sich in letzter Zeit als Lehrling unter Deanna im Hintergrund gehalten, weswegen in der nächsten Folge die Konfrontation mit Gabriel folgen könnte, um sie wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Außerdem haben sie und Gabriel eine gemeinsame Vergangenheit, die nun auf die nächste Ebene aufsteigen könnte.

Vorhersehbarer Tod und vorhersehbare Entwicklung

Angeteasert wird ebenfalls der erste Arbeitstag von Daryl als Rekrutierer, der sich in stylischer Kluft auf seinem Motorrad vor die Tore begibt. Welche Abenteuer der wortkarge Ex-Redneck erleben wird, erfahrt ihr in der nächsten Folge – vermutlich. Anschließend sehen wir Noah, der sich von Reg als eine Art Back-up-Architekt ausbilden lassen will. Spätestens wenn Noah davon redet, dass er mehrere Jahre in die Zukunft denkt, dürften Kenner der Serie innerlich bereits Abschied von ihm genommen haben. Kurz darauf schließt er sich einem Trupp an, der nach Ersatzteilen für die Stromversorgung sucht. Ein willkommener Vorwand für einen dramatischen Abgang.

Und so kommt es, wie es kommen muss: Der Suchtrupp wird durch einen vermeidbaren Zwischenfall von Beißern überrannt. Tara erleidet dabei eine lebensgefährliche Kopfverletzung, die Eugene ins Spiel bringt. Zuvor wurde wiederholt betont, dass er ein Feigling ist, weswegen seine folgende Entwicklung nicht überraschend um die Ecke kommt. Er schwingt sich zum Retter auf, trägt Tara aus der Gefahrenzone und erschießt im Vorbeigehen noch zwei Beißer. Damit ist es allerdings nicht getan. Glenn, Noah und Nicholas befinden sich in einer Drehtür eingeklemmt, die von beiden Seiten von Streunern belagert wird. In dieser aussichtslosen Situation spielt Eugene mit Hilfe eines Autos die Ablenkung und ermöglicht ihnen so die Flucht. Zumindest theoretisch, denn Nicholas spielt erneut den Selbstsüchtigen und dreht die Tür, sodass er in die Freiheit entkommen kann, während Noah durch die Drehung in die Arme der Beißer gelangt. Glenn muss durch eine Glasscheibe zusehen, wie Noah auf sehr splattrige Weise zerstückelt wird. Weinend und traumatisiert bricht er zusammen, bevor er Nicholas ohnmächtig schlägt. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden wird am Ende der Folge jedoch nicht aufgearbeitet und auch nicht, ob Tara überlebt.

Blutdurst und Kekse

Abraham sieht sich mit einer ähnlichen Situation konfrontiert. Er hilft einigen Personen aus Alexandria dabei, Material für eine Mauererweiterung zu sammeln. Seine Persönlichkeit hatte sich nach der Erkenntnis, dass Eugene kein Wissenschaftler ist, entscheidend verändert, was hier fortgesetzt wird. In den letzten Folgen zeichnete sich Abraham durch eine gewisse Lethargie aus und benahm sich für seine Verhältnisse äußerst merkwürdig. In einer Arbeitspause stützt er sich auf ein Fahrzeug, atmet schwer und angespannt. Die Musik schwillt bedrohlich an, alles deutet auf eine bevorstehende Panikattacke hin. Ein Zwischenfall mit Untoten unterbricht diese Sequenz. Eine Frau aus Alexandria gerät in Gefahr und wird von ihren eigenen Leuten im Stich gelassen; was das erwähnte Muster bestätigt. Abraham gibt sie freilich nicht auf, bringt sie in Sicherheit und nimmt es alleine mit der Horde Streunern auf. Dabei gerät er in einen Blutrausch, der scheinbar seine alte Persönlichkeit wieder zum Vorschein bringt. Er ist anschließend wie ausgewechselt, streift seine Zurückhaltung ab und übernimmt das Kommando über die Baustelle. Wie Daryl braucht er eine Aufgabe, die ihn erfüllt.

Neben diesen Nebenfiguren, wird ebenfalls die angebrochene Geschichte von Carol und dem Cookiemonster Sam fortgesetzt. Der Junge scheint von ihrer Drohung nicht nachhaltig traumatisiert worden zu sein oder zumindest ist sein Drang nach Keksen stärker. Durch seine penetrante Art genötigt, willigt Carol ein, ihm das Backen der Kekse beizubringen. Dabei gibt sie sich gewohnt unnahbar, will nicht mit ihm reden und ihm das Vorgehen auch kein zweites Mal zeigen. Sam unterdrückt seinen Mitteilungsdrang trotzdem nicht und fragt sie, ob er auch eine Waffe haben könnte. Durch einige kryptische Sätze seinerseits drängt sich der Verdacht auf, dass sein Vater Pete ihn und seine Mutter Jesse schlägt. Carol kann ihre Vorsätze nicht mehr ein- und sich selbst heraushalten, weswegen sie Pete zur Rede stellt. Der besuchte zuvor Rick und das bereits gegen Mittag äußerst angetrunken. Es wird das Bild eines Alkoholikers gezeichnet, der scheinbar nicht vor häuslicher Gewalt zurückschreckt. Carol kann keine Beweise sammeln, für sie ist die Sachlage trotzdem klar, weswegen sie es Rick mitteilt. Und ihm dabei die einzige Möglichkeit eröffnet: Er muss Pete töten. Ob Rick seiner Begierde nachgibt, seine wiedergewonnene Rolle als Sheriff verrät und bereitwillig den nächsten Menschen umbringt, lässt „Spend“ offen.

Keep on going

Wie bereits ersichtlich wurde, führt die Folge einige Konfliktherde fort und lässt spannende Fragen für das bald anstehende Staffelfinale offen; bei dem wie gewohnt bestimmt die großen Geschütze aufgefahren werden. Es werden Auseinandersetzungen angedeutet, die künftig aufgearbeitet werden müssen und somit dem Zuschauer zeigen, wohin die Reise geht. Wenn die nächsten Folgen derart zielgerichtet und facettenreich wie „Spend“ gestaltet werden, stehen uns noch zwei fesselnde Episoden bevor. Die Serie hat ihre Hänger derzeit erfolgreich überwunden und präsentiert sich wieder in einem Zustand, der auf mehr hoffen lässt.

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