Atomic Blonde Kritik: Spionage-Action mit Charlize Theron

Lida Bach 13. Juli 2017 1
Atomic Blonde Kritik: Spionage-Action mit Charlize Theron

Vor seinem Regiedebüt war David Leitch Stuntman und Stunt Coordinator. David Leitch mag Stunts, deshalb hat Atomic Blonde ganz viele davon. Besonders mag David Leitch physische Action, deshalb sind die meisten der ganz vielen Stunts ausgedehnte Fights. Die hat er auch richtig fein hingekriegt. Den Rest der Adaption von Antony Johnstons und Sam Harts Comic „The Coldest City“ leider nicht. Ganz und gar nicht. Das gilt für den kompletten Rest, angefangen bei den von MI-6-Agentin Lorraine Broughton (Charlize Theron) und ihren Gegnern gern als Waffen eingesetzten Requisiten. Alles vom Gartenschlauch bis zu einer dieser altmodischen Single-Herdplatten sticht so auffällig als Fremdkörper im Setting heraus, dass sofort klar ist: Damit kriegt gleich jemand eins vor die Mattscheibe.

Wer dieser jemand gerade ist, spielt keine Rolle. Häufig trifft es deutsche Polizeibeamte, die im Berlin von 1989 auf beiden Seiten der Mauern in denkbar hässlichen Uniformen rumlaufen mussten. Noch häufiger russische KBG-Schläger, die aussehen wie Faschingsversionen russischer KGB-Schläger, was immer noch weniger peinlich ist als der Durchschnittspolizeibeamte. Ab und an erwischt es auch Broughtons lokalen Kontaktmann David Percival (James McAvoy), dessen Mix aus 70er-Hippie-Look und 90er-Raver-Outfit wie ein wandelnder Anachronismus wirkt und damit cooler aussieht als irgendwer im Deutschland fünf Minuten vor der Wende. Die wurde laut der Obiturarien der letzten Wochen ja im Alleingang von einem Erzkonservativen aus Ludwigshafen gemacht. Auf der Leinwand ist das aber noch das Volk, das wacker den Wasserwerfern trotz.

Wasserwerfer? War die Revolution damals nicht friedlich? Zu friedlich für den Regisseur, der monoton Klopperei an Klopperei hängt. Der Spionage-Plot stört da offenbar nur, genauso wie die Figuren. Toby Jones und John Goodman als Vertreter von MI-6 und CIA werden fast so übel zu Accessoires degradiert wie Sofia Boutella. Sie ist als französische Agentin bloß hilflos-sexy und Material für eine voyeuristische lesbische Sexszene. Homophobe Sprüche gibt es in der von Anfang an durchschaubaren Story trotzdem, zusammen mit allen denkbaren inszenatorischen Missgriffen: unnötige Rückblenden, Nahkampf in Stöckelschuhen, lachhafte historische Patzer, Neue-Deutsche-Welle-Soundtrack, Til Schweiger und die wohl dämlichste Begründung für Verrat: „Ich liebe Berlin!“ Ja, Berlin ist cool. Solange man nicht im Kino sitzt und diesen Film schaut.

OT: Atomic Blonde

Regie: David Leitch

Produktionsland: USA

Produktionsjahr: 2017

Verleih: Universal Pictures

Länge: 115 min.

Kinostart: 24. August 2017

Beitragsbild (c) Universal Pictures

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