BIG EYES (USA 2015): Kritik zum DVD/Blu-Ray-Release

Dorit Scharf 22. September 2015 0
BIG EYES (USA 2015): Kritik zum DVD/Blu-Ray-Release

Mit BIG EYES verlässt Tim Burton ein wenig seine gewohnten Wege und nimmt sich einer wahren Geschichte an. Statt seiner Stammbesetzung mit Johnny Depp und Helena Bonham Carter vergab er die Hauptrollen an Amy Adams und Christoph Waltz – und das mit Erfolg. Für ihre schauspielerische Leistung in der Rolle als Margaret Keane wurde Amy Adams mit dem Golden Globe® als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Seit dem 3. September2015  ist BIG EYES als Blu-Ray und DVD zu haben.

Tochter und Bilder im Gepäck

BIG EYES beginnt mit Margarets Flucht nach San Francisco: mit ihrer Tochter und einer Kofferraumladung mit den nötigsten Sachen und ihren Bildern verlässt die Malerin das typische Vorstadtleben der 1950er Jahre. Mit einiges an Glück findet sie Arbeit um als alleinstehende Mutter über die Runden zu kommen. Nebenbei malt sie weiter ihre Bilder von den Kindern mit den großen Augen.

Als sie den charmant erscheinenden Walter Keane (Christoph Waltz) kennen lernt, hofft sie auf ein besseres Leben: durch ihre Heirat kann sie das Sorgerecht für ihre Tochter behalten und Walter schätzt darüber hinaus ihre Kreativität. Er bringt ihre Bilder unter die Leute. Doch dann fängt er an Margarets Bilder für seine eigenen auszugeben. Mit seiner einnehmenden Art und seiner blühenden Phantasie vermarktet er die Bilder finanziell erfolgreich an den ablehnenden Galerien vorbei.

Margaret selbst dagegen endet im verhangenen Malzimmer. Niemand darf hinter den Betrug kommen, die Familie wäre ruiniert. So sitzt sie täglich da, umgeben von fertigen und halbfertigen Bildern mit den großen Augen, die sie unentwegt anstarren. Als Walters Wahn kombiniert mit Alkohol Überhand nimmt, flieht Margaret wieder mit ihrer Tochter.

Auf Hawaii beginnen sie ein neues Leben, doch die Vergangenheit holt Margaret bald wieder ein. Schließlich entschließt sie sich für die Wahrheit und gibt in einem Radiointerview zu, dass sie die Urheberin der großen Augen Bilder ist. Das nimmt Walter natürlich nicht einfach hin, und die beiden sehen sich schließlich vor Gericht wieder wo ein für allemal entschieden werden soll, von wem die Bilder sind.

Ein Film-Portrait in Keane-Farben

Tim Burtons filmische Umsetzung von dieser abgedrehten, aber wahren Geschichte, transportiert Margarets Verbindung zu ihren Bildern. Als Margaret am Anfang des Films mit dem Auto durch die Landschaft fährt, wirkt diese in ihrer Bewegungslosigkeit und Farbinensität wie von ihr gemalt – als fahre sie in ihre eignen Bilder, ihre eigene Welt hinein. Später, als die großen Augen bereits mit Walters Lügengeschichten vermarktet sind, sieht sie die Augen nicht nur auf der Leinwand und auf den Posterdrucken, sondern auch in ihrem Spiegelbild und den Menschen um sie herum.
Auch ihre Flucht vor Walter geschieht durch ihr Malzimmer – aus der Enge weg nach Hawaii, dort wo sie die Farben, die sie widergeben will, als Realität um sich herum hat.

Dadurch lässt Burton Illusion und Realität miteinander verschwimmen und zeichnet gleichzeitig das Bild der sich bildenden Popkultur in den 1960er-Jahren. Die Kunst für die Massen, die Walter Keane mit den Bildern seiner Frau formt, lebt von den Posterreproduktionen der Gemälde und der Postkartenkopien von den Postern. Es sind Kopien und Kopien der Kopien bis das Original unwichtig ist – zwanzig Jahre später benannte der Soziologe Jean Beaudrillard dieses Phänomen als „Simulacrum“.

Mit der Besetzung von Amy Adams und Christoph Waltz in den Hauptrollen hat Tim Burton absolut ins Schwarze getroffen. Vor allem Christoph Waltz Schauspiel ist ein Fest: er transportiert sowohl den Charme als auch den unterschwelligen Wahnsinn Walter Keanes. Herausragend ist vor allem die Szene der Gerichtsverhandlung. Die beiden porträtieren die Beziehung von Margaret und Walter Keane so genau, dass die heute noch lebende Margaret Keane in einem Interview angab, dass sie nach dem Schauen des Films sich einige Tage regelrecht verstört fühlte – so vieles brachte die Geschichte wieder in ihr hoch. Im Making-Of erzählt sie auch selbst wie sie die Zeit und nun die Filmarbeiten, bei denen Tim Burton sie viel miteinbezogen hat, erlebt hat.

Fazit:

Tim Burton zeichnet mit BIG EYES ein filmisches Portrait von Margaret Keane, das wie in ihrem eigenen Stil gemalt erscheint. Eine absolut sehenswerte Verfilmung einer abgedrehten, aber wahren Geschichte!

Wir verlosen 2x die DVD! Das Gewinnspiel läuft bis zum 26. September 2015. Hier geht’s zur Verlosung.

BIG EYES (USA 2015): Kritik zum DVD/Blu-Ray-Release

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