Wann hast du es zum ersten Mal wahrgenommen, das Signal? Angestrengt und unwirklich blickt Nic (Brenton Thwaites) in Richtung des Unbekannten (Laurence Fishburne) mit dem Schutzanzug und fragt sich vermutlich: Was zur Hölle geht hier vor? Ein ähnliches Gefühl von Verwirrung, wie die Hauptfigur sie teilweise erfahren muss, muss auch der Zuschauer bei The Signal (2014) aushalten – doch das ist keineswegs negativ gemeint. Nach seinem viel beachteten ersten Scifi-Low-Budget Film „Love“ hat William Eubank nun einen weiteren Science-Fiction-Film produziert. Dieses Mal lag das Budget mit ungefähr 2 Millionen US-Dollar weit über dem von Love, ist im Vergleich zu Sci-Fi-Blockbustern wie Edge of Tomorrow ($ 178 Mio.) oder Enders Game ($ 110 Mio.) aber immer noch sehr gering.
Dass Low-Budget und Science-Fiction sich nicht ausschließen und durchaus stimmige Filme bei dieser Konstellation herauskommen können, wurde schon mehrfach bewiesen. Beispiele dafür wären Terminator (1984), Moon (2009) oder Phase IV (1974). Auch The Signal sieht man das geringe Budget nicht unbedingt an und William Eubank hat – so viel kann vorweggenommen werden – einen optisch und atmosphärisch mehr als gelungenen Film produziert.
Eine ungewisse Reise
Nic (Brenton Thwaites) und Jonah (Beau Knapp) sind Studenten am weltbekannten MIT (Massachusetts Institute of Technology). Zusammen mit ihrer Freundin Haley (Olivia Cooke) sind sie durch den Südwesten der USA unterwegs. Hauptziel ist eigentlich Haley auf den Weg nach Kalifornien zu begleiten, doch packen die zwei Studenten die Gelegenheit, um einen unbekannten „Hacker-Rivalen“ aufzuspüren. Als die Drei sich dem Ziel sehr nahe wähnen, passiert Unglaubliches und Nic findet sich plötzlich in einer Forschungs- und Quarantäne-Station wieder.
Was war passiert? Was macht er hier? Und vor allem: Wo sind seine Freunde? Ein höllischer Trip zwischen Unwirklichkeit, Angst und dem Willen zu Leben beginnt.
Independent Science-Fiction
Gleich zu Beginn fällt das absolute Auge von Regisseur Wiliam Eubank für das Setting und die Optik auf. Mit Gewissenhaftigkeit scheinen die Kulissen gewählt worden sein. Zunächst verwundert es dabei vielleicht, dass die Technik die wir zu sehen bekommen, teilweise aus den 90ern zu stammen scheint. Röhrenmonitor, TV-Geräte und das Interior wirken alt und fast schon deplatziert. Was ist das für eine merkwürdige Forschungsstation? Doch lässt man die Farben, Bilder und die ganze Kulisse, zu denen auch die Personen mit den Schutzanzügen gehören, auf sich wirken, wird schnell klar, dass das nicht unbedingt etwas mit wenig Geld zu tun hat, sondern mit Absicht so gewählt worden ist. Eine ganze eigene, unheimliche und auch unwirkliche Atmosphäre kann sich so aufbauen und schnell hat einen The Signal (2014) gepackt.
Die Spannung erzeugt sich aus der Ungewissheit und den teilweise mehr als merkwürdigen Geschehnissen. Dabei muss man es verkraften können, dass die Geschichte mit zunehmenden Verlauf immer abgedrehter wird. The Signal vereint viel Symbolik und verlässt man die Ebene der mehr als gelungenen Optik und Atmosphäre, muss man der Geschichte betreffend doch ein paar Abstriche machen. Denn die Art und Weise des Erzählens kann für den ein oder anderen – eher konventionellen Filmlieberhaber – sehr ermüdend sein. Gerade wenn man kein Gefallen an der Ungewissheit findet oder generell Filme nicht zu seinen Favoriten zählt, die eine unkonventionelle Erzählweise (wie z.B. Donnie Darko) haben.
Doch ist The Signal trotz eventueller Schwächen in der Erzählweise und im Drehbuch, die je nach Filmgeschmack natürlich unterschiedlich ins Gewicht fallen, ein mehr als sehenswerter Independent Science-Fiction-Film. Großen Anteil daran hat auch Laurence Fishburne als unbekannter „Schutzanzugträger“, der mit seiner ruhigen, abgeklärten und fast schon beängstigend Respekt einflössenden Art, den Film sehr stark ausfüllt. Gerade die Verhörszenen sind eine große Stärke von The Signal. Aber auch die Action-Szenen, die beim Weg zum – für mich unbefriedigenden Finale – zunehmen, sind hervorragend inszeniert (Stichwort: Slow-Motion!) und choreografiert.
Fazit zu The Signal (2014): Erstklassiger Low-Budget Science-Fiction-Film
William Eubank hat sich mit The Signal eindeutig für größere Aufgaben empfohlen! Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass, wenn Eubank ein großes Budget bekommt und ein paar talentierte Autoren an seiner Seite sind, er richtig „große“ Filme schaffen könnte. Optisch und von der Atmosphäre her ist The Signal definitiv ein Sommer Science-Fiction-Highlight. Die Schwächen und Unfokussiertheit in der Geschichte sind zwar nicht zu verleugnen, fallen meines Erachtens aber nicht so stark ins Gewicht.
Wer einen Science-Fiction-Film mit richtig guter Atmosphäre und einer mysteriösen Geschichte sehen möchte, kann bedenkenlos zu The Signal (2014) ins Kino gehen. Man muss aber verkraften können, dass die Geschichte nicht immer konsistent ist und man muss eine ordentliche Portion „Mindfuck“ abkönnen. The Signal (2014) läuft seit dem 10. Juli 2014 in den deutschen Kinos und ist sehenswert!