Kritik zu „Grigris‘ Glück“ – Eine elegante Erzählung vor der Kulisse des Tschad

Daniela Czink 20. März 2015 0
Kritik zu „Grigris‘ Glück“ – Eine elegante Erzählung vor der Kulisse des Tschad

Bereits 2010 erhielt Regisseur Mahamat-Saleh Haroun für „A Screaming Man“, ein Drama vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs im Tschad, den Jurypreis in Cannes. Mit seinem neuen Film „Grigris‘ Glück“, der erneut in Harouns Geburtsland Tschad spielt, ist ihm ein stimmungsvolles Werk über Liebe, Loyalität und Verbrechen gelungen.

Eine Nacht in einem Tanzlokal von Tschads Hauptstadt N’Djamena. Musik, Tanz, Beleuchtung und ausgefallene, etwas nostalgisch anmutende Partykleidung. Grigris (Souleymane Deme), ein junger Mann, ist der Star des Abends und begeistert die Menge mit erstaunlichen Tanzeinlagen. Seine Welt am Tag könnte hingegen nicht gegensätzlicher sein: eine Beinlähmung, die ihn beim Tanzen sogar erstaunlich beweglich erscheinen lässt, schränkt ihn im Alltag deutlich ein und Arbeit im Fotoladen seines Stiefvaters Ayoub (Marius Yelolo) scheint es auch nicht sonderlich viel zu geben. Als dieser eines Tages schwer erkrankt, fehlt das nötige Geld für eine angemessene Behandlung. Also schließt sich Grigris, um die Kosten für seinen Stiefvater zu decken, einer Gruppe Benzinschmuggler an.

Kommt in den ersten Minuten des Films der Plot zwar noch etwas langsam in Gang und erfordert ein wenig Geduld, so gewinnt die Erzählung kontinuierlich an Spannung. Kunstvoll inszeniert werden dabei die Gegensätze der Nächte, die von der Musik und den grellen Farben auf der Tanzfläche oder aber von tiefer Dunkelheit und Stille geprägt sind, wenn sich Grigris auf das riskante Geschäft einlässt, die Ware als Fahrer in einem verlassenen Hinterhof abzuliefern. Während seiner Tanznächte hingegen verliebt er sich in die junge Frau Mimi (Anais Monory), die in N’Djamena als Prostituierte arbeitet.

Eines Tages scheint sich in seinem Leben endlich ein Erfolg abzuzeichnen und Grigris kann das nötige Geld für die Behandlung seines Stiefvaters aufbringen. Doch das Geld ist nicht seines und der von ihm vorgetäuschte Überfall, der den angeblichen Geldverlust erklären soll, lässt Grigris selbst ins Visier der Schmuggler geraten. Ohne eine Möglichkeit, das Geld zurückzuzahlen, ist er in N’Djamena nicht mehr sicher. Zusammen mit Mimi gelingt ihm eine knappe Flucht auf das Land und schließlich in ein Dorf, in dem Grigris‘ vergangene Arbeit als Schmuggler längst nicht vergessen werden kann dem Film noch ein überraschendes Ende verleiht.

Auf den ersten Blick bietet die Handlung in „Grigris‘ Glück“ nichts Neues – zwei Außenseiterfiguren, die immer wieder zueinander finden, in kriminelle Tätigkeiten verwickelt werden und schließlich ein neues Leben beginnen. Doch auch wenn der Plot selbst oft im Konventionellen und die Charakterisierung der Figuren ab und an etwas blass bleibt, wird die Handlung doch von einer starken Umsetzung getragen. Mit Souleymane Deme ist die Hauptrolle mit einem professionellen Tänzer besetzt, der eine zurückhaltende, aber in den Tanzszenen hypnotisierende Performance zeigt. Und eben diese Stimmung durchzieht letztendlich konsequent den Film. Mit verhältnismäßig wenig Dialogen, einer zurückhaltenden Erzählzeit und Szenenwechseln zwischen Alltag, Club und Arbeit setzt der Film auf Kontraste – zwischen Musik und Stille, Lichtern und Dunkelheit ist Haroun eine nachdenkliche und elegante Erzählung gelungen, die vor allem aufgrund ihrer nuancierten Stimmungszeichnung sehenswert ist und bei vielen Zuschauern sicher auch mit der Kulisse Tschads punkten kann.

GRIGRIS’ GLÜCK gewann den Vulkan-Preis für die beste künstlerische Umsetzung im Offiziellen Wettbewerb des Cannes Filmfestivals 2013.

Beitragbsbild: (c) temperclayfilm

Deutscher Kinostart: 09. April 2015

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