Master of None: Kritik der 1.Staffel

Marie-Hélène Lefèvre 7. Januar 2016 0
Master of None: Kritik der 1.Staffel

Als hätte jemand „How I Met Your Mother“ Realismus und Filmkunst eingehaucht: In der neuesten Comedy-Serie von Netflix sucht ein sympathischer Durchschnittstyp einen erfüllenden Job und eine Freundin. Kluge Themen und eine hervorragende Inszenierung machen diese Serie zum sehenswerten Streaming-Tipp.

Die wichtigen Fragen im Leben

Dev ist ein liebenswürdiger Typ Anfang 30, der sich als Schauspieler in kleinen Rollen mäßig erfolgreich in New York durchschlägt. Von seinen Eltern unterstützt und von seinen Freunden Arnold, Denise und Brian in Liebes- und Lebensfragen beraten, muss Dev die großen und kleinen alltäglichen Herausforderungen meistern. Dabei steht in jeder der zehn Folgen ein bestimmtes Thema im Vordergrund, beispielsweise Beziehungen, Kinder, Eltern, Geschlechterrollen oder Diskriminierung. Die Themen haben viel Identifikationspotential: Jeder ab Mitte 20 hat schon einmal die eine oder andere Situation erlebt, die Dev durchlebt. Dabei legen die Figuren so viel erfrischende Leichtigkeit und subtilen Witz an den Tag, dass der Zuschauer sowohl unterhalten als auch zum Nachdenken angeregt wird.

Ständig auf der Suche

Devs Suche nach einer Freundin erfährt eine unerwartete Wendung als er seinen One-Night-Stand Rachel auf einer Party wiedertrifft. Aus der Zufallsbegegnung entwickelt sich eine Beziehung. Der Verlauf und ihre erste Krise werden in den letzten Folge der Staffel mit einer beeindruckend treffenden Genauigkeit und Authentizität durchgespielt. Es trifft, genauso wie viele andere Situationen und Themen innerhalb der Serie, den Nerv der Generation Ende 20 bis Mitte 30; die Generation „Alles kann, nichts muss“, die sich ständig auf der Suche befindet: nach dem optimal passenden Partner und dem idealen, erfüllenden Job. Anhand von Dev wird dabei klar, dass es das Schwierigste sein kann, eine Entscheidung zu treffen.

Comedy trifft Indie

Auffällig an Master of None ist sowohl der Humor als auch die Inszenierung. Die Witze entstehen aus den Alltagssituationen, es gibt keinen Slapstick oder künstliche Schenkelklopfer und Dialoge verlaufen auch manchmal schleppend und ohne Pointe. Das lässt den Witz und die Gespräche natürlich und die Figuren authentischer wirken als bei den meisten Comedy-Serien.
Die Inszenierung bewegt sich auf einem auffallend hohen Niveau und wirkt wie eine Kinoproduktion eines Independant-Films, die genauso auch vom Sundance Filmfestival stammen könnte. Ergänzt werden die Bilder von einem äußerst gelungenen, stimmungsvollen Soundtrack aus Songs von Joy Division, Depeche Mode und anderen Großmeistern des Pops, Rocks und des Jazz.
Die Erfinder von Master of None sind der Schauspieler Aziz Ansari und der Drehbuchautor und Produzent Alan Yang, die bereits gemeinsam in der erfolgreichen Comedy-Serie Parks and Recreation gearbeitet haben. Als Produzenten haben sie noch zwei weitere Kollegen aus der Erfolgsserie an Bord geholt und das Ergebnis spricht für sich: Master of None hat bereits mehrere Nominierungen, unter anderem die für die beste Serie bei den Critic’s Choice Television Awards und für den besten Hauptdarsteller bei den Golden Globes. Netflix dürfte sich mehr als freuen; dort ist die Serie seit November letzten Jahres zum Streamen abrufbar.