Shut In: Kritik zum Psychothriller mit Naomi Watts

Lida Bach 26. November 2016 0
Shut In: Kritik zum Psychothriller mit Naomi Watts

Solange sie klein sind, sind sie so niedlich. Aber wenn sind sie ausgewachsen, nerven sie nur und müssen weg. Das gilt in Shut In nicht nur für Haustiere. Ist das Kinodebüt von Drehbuchautorin Christina Hodson in Wahrheit eine zynische Parabel über Leute, die sich unüberlegt vierbeinige Hausgenossen zulegen, ohne vorab über den daran geknüpften Geld-, Arbeits- und Zeitaufwand zu denken? Der Gedanke lässt sich schwer abschütteln, denn die Parallelen sind geradezu aufdringlich. Mit einer Prise Ironie wäre der mit Gruselelementen gespickte Thriller ein adäquates Gleichnis dafür, wie aus angeblichen Tierfreunden Leute werden, die ihre schwer erziehbaren Hunde ins Heim verfrachten oder die Miezekatze in der Badewanne ersäufen. Und kaum sind sie den einen Zeitgenossen, mit dem sie eines Tages total überfordert waren, losgeworden, haben sie den nächsten mutterlosen Streuner ins Herz geschlossen. Solange sie klein sind …

Psychologin Mary (Naomi Watts) hat augenscheinlich ein Herz für die Kleinen. Deshalb hat sie sich beruflich auf die Ungeliebten unter ihnen spezialisiert. Vor Jahren hat sie sich sogar selbst eines in ihr abgelegenes Haus in der wilden Natur geholt. Anfangs war es lieb und drollig, aber als es größer wurde, begannen die Probleme. Es ist bissig und gehorcht nicht, also entschieden Mary und ihr Mann: ab ins Heim. Auf der Entsorgungsfahrt kommt es zu einem Unfall. Der Gatte ist tot und das Nicht-Mehr-Kleine Dauergast im Hotel Mama. Allerdings ist es jetzt unbeweglich und apathisch, quasi wie ein Stofftier, nur in lebendig. Blöd, dass die Pflege eines Wachkomapatienten noch mehr Aufwand ist. Da Steven (Charlie Heaton) bloß der Spross von Marys totem Mann ist, bewundern alle ihre Aufopferung und raten diskret, den Plan mit dem Heim verspätet endlich umzusetzen. Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein, denn die Protagonistin hat sich den im doppelten Sinne schwerhörigen Waisenjungen Tom (Jacob Tremblay) ausgeguckt. Kaum ist Tom in einer Winternacht bei Mary aufgetaucht, ist er plötzlich unauffindbar.

Klarer Fall: Der Nesthocker verteidigt sein Revier. Obwohl das Filmposter das verrät, lässt Blackburn die Hauptfigur die alten „Bin ich verrückt oder spukt es?“-Ängste durchleben. Einen Shining-mäßigen Schneesturm gibt es dazu und Marys Kollege Dr. Wilson (Oliver Platt) bricht auf, damit einer in dem zugeschneiten Schauplatz abgemurkst werden kann, ohne dass die entscheidenden Figuren dezimiert werden. Weil der Mix aus bekannten Versatzstücken die 90 Minuten Laufzeit nicht füllen, macht die Handlung permanent einen Sprung zurück, indem sich eine böse Szene als Alpraum entpuppt. Spannung kann so gar nicht erst aufkommen, doch das ist nicht weiter bedauerlich. Traurig ist dafür das verschenkte satirische Potenzial der Geschichte, deren Ausgang eine herrliche Pointe abgegeben hätte. Doch entweder hat Regisseur Farren Blackburn Hintersinn und Ironie nicht im Repertoire oder Produzent Luc Besson jeden doppelbödigen Witz kategorisch verboten. Gelacht werden kann am Ende trotzdem – über die unfreiwillige Abstrusität.

OT: Shut In

Regie: Farren Blackburn

Produktionsland: USA

Produktionsjahr: 2016

Verleih: Universum Film

Länge: 90 min.

Kinostart: 15. Dezember 2016

Beitragsbild © Universum Film

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