„Unsane – Ausgeliefert“: Kritik des Handy-Psychothrillers von Steven Soderbergh

Nadine Emmerich 28. März 2018 0
„Unsane – Ausgeliefert“: Kritik des Handy-Psychothrillers von Steven Soderbergh

Auf der Flucht vor einem Stalker ist die junge Bankerin Sawyer Valentini (Claire Foy, „The Crown“) umgezogen und hat einen neuen Job angetreten. In einer privaten psychiatrischen Einrichtung will sie sich zudem Hilfe und Beratung holen. Doch das Vorhaben wird zu einem Albtraum. US-Regisseur und Oscar-Preisträger Steven Soderbergh schildert in seinem neuen Psychothriller „Unsane – Ausgeliefert“, der bei der Berlinale außer Konkurrenz im Wettbewerb lief, wie eine Frau unfreiwillig in einer geschlossenen Anstalt landet.

Als Sawyer nach dem psychologischen Beratungsgespräch angeblich nur schnell ein paar Formalien unterzeichnen soll, tut sie dies ohne den Blick auf das Kleingedruckte. Und nur wenige Minuten später verschließen sich hinter ihr die Türen. Die junge Frau hat mit ihrer Unterschrift eingewilligt, wegen möglicher Suizidgefahr mehrere Tage in der Klinik zu bleiben. Zunächst glaubt sie noch, dass das, was sie für ein Missverständnis hält, sich rasch klären ließe. Dann muss sie jedoch erkennen, dass sie ohne Handy und Kontakt zur Außenwelt gefangen ist. Machtlos, so lange ihre Versicherung weiter für sie zahlt.

Mitpatient Nate (Jay Pharoah), scheinbar ebenfalls bei vollem Verstand und zur Recherche undercover in der Einrichtung, erklärt ihr, warum sie ausgetrickst wurde: Die Klinik kann für jeden Patienten mit einer Krankenversicherung bei dieser ordentlich abkassieren. Und als ob Sawyer nicht schon genug damit zu tun hätte, gegen ihr unerwartetes Gefangensein mit aller Kraft zu rebellieren, steht plötzlich ihr Stalker David (Joshua Leonard) in Gestalt eines Pflegers vor ihr und verabreicht ihr die abendliche Pillenration. Während Sawyer in Panik gerät, mehren sich für das Klinikpersonal die Zeichen für ihre Unzurechnungsfähigkeit. Die junge Frau wird fixiert, sediert, landet im Keller in der Gummizelle.

Verrückt oder nicht verrückt?

Soderbergh inszeniert die Ausgangslage von „Unsane“ meisterhaft so, dass auch der Zuschauer zunächst nicht weiß, wem nun zu glauben ist: Ist Sawyer unschuldig in ihre missliche Lage geschlittert und braucht dringend Hilfe – oder ist sie doch paranoid und bildet sich alles nur ein? Leider flacht dieser Spannungsbogen zu schnell ab, und es wird klar: David ist real und Sawyer ernsthaft in Gefahr und ohne Hilfe von außen. Also nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand – und was folgt, ist schlicht zu dick aufgetragen.

Soderbergh, der sich 2013 mit dem Film „Side Effects“ eigentlich schon vom Filmemachen verabschieden wollte, schließt mit „Unsane“ thematisch an den früheren Thriller über die dunklen Machenschaften der Pharmaindustrie an. Auch in „Unsane“ wird Kritik am US-Gesundheitssystem laut. Seinen neuen Thriller drehte der Regisseur übrigens in nur zwei Wochen und mit drei iPhones, mal hochaufgelöst, mal unscharf – und perfekt für eine verstörende und klaustrophobische Atmosphäre.

Kinostart ist der 29. März 2018

Bild: Fingerprint Releasing Bleecker Street

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