Wir sind jung. Wir sind stark: Trailer zum Film über Rostock-Lichtenhagen, der leider dank Pegida und co. aktueller nicht sein könnte

Wohin führt Fremdenfeindlichkeit? Was macht sie aus Menschen? Wo blinder und dummer Hass sich in Taten entlädt, passiert nie Gutes. So wie an jenem 24. August des Jahres 1992, als in Rostock-Lichtenhagen das passierte, was nach 1945 nie wieder passierten sollte. Ein Haus brennt, Menschen haben Todesangst und der braune dumme Mob applaudiert und ist in blinder Wut vereint. Wut auf das Fremde, Wut auf das, was sie nicht kennen und was ihnen vermeintlich den sozialen Abstieg bringt. Ähnlich ist es auch heute, wenn Tausende in Dresden auf die Straßen gehen und sich gegen eine angebliche „Islamisierung des Abendlandes“ wehren. Eine diffuse Angst vor dem Fremden, vor dem Verlust des sozialen Standes und der Identität, die sie mit Deutschland in Verbindung bringen. Woher kommt diese Angst? Wieso gehen gerade in Dresden so viele auf die Straße, wo dort der Anteil an Ausländern und Asylsuchenden verschwindend gering ist? Ist es die Desillusion nach der Wende – nach mehr als 15 Jahren? Forscher und Politiker werden sich mit der PEGIDA-Bewegung noch zu Genüge auseinander setzen müssen.

Genau „passend“ zu den islamfeindlichen Demonstrationen und zu dem Aufschrei der Medien scheint nun Wir sind jung. Wir sind stark. am 22. Januar 2015 in die deutschen Kinos zu kommen. Regisseur Burhan Qurbani, dessen Eltern 1979 aus Afghanistan geflüchtet waren, attestiert Dietmar Kanthak von epd-Film ein Gespür für „Poesie“ und auch, dass er die Geschichte, der sich scheinbar antagonistisch gegenüberstehenden Gruppen, mit hoher „Sensibilität“ erzählt. Qurbani verweist nicht nur das Geschehene, sondern versucht dieses zu ergründen, indem er das Leben in Rostock-Lichtenhagen beleuchtet.

Im Zentrum von Wir sind jung. Wir sind stark. steht eine Gruppe von Jugendlichen aus Rostock und 120 Vietnamesen. „Sie alle eint die Sehnsucht nach einer Heimat, Liebe und Anerkennung“ heißt es. „Doch am Ende dieses Tages werden einige von ihnen um ihr Leben fürchten, während andere Molotow-Cocktails werfen und Interviews geben.“

Der Trailer ist interessant und das Anliegen des Films noch mehr.

WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK. zeigt, wie eine Gesellschaft vor den Augen der Weltpresse, in einer der schlimmsten Ausschreitungen der Nachkriegsgeschichte, moralisch gegen die Wand fährt.

Informationen zum Film:

Wer sich die Geschehnisse im August 1992 in Rostock-Lichtenhagen noch einmal in Form einer Dokumentation vor Augen führe möchte, dem sei die nachfolgende Dokumentation „The Truth lies in Rostock“ empfohlen. Die Dokumentation stammt von 1993 und enthält Augenzeugenberichte und lässt Anwohner und Hausbewohner zu Wort kommen.