Wenn in einem Gangsterfilm Drama der Action den Rang abläuft, ist man reflexhaft geneigt, das eher negativ anzurechnen. Nicht hier. Wahrscheinlich weil das Drama so leichtfüßig und glaubwürdig daherkommt.
Ein sympathisches wie überzeugendes Trio trägt diesen Film: Kunstfälscher Ray Cutter (John Travolta), sein an einem Tumor erkrankter Sohn Will (Tye Sheridan) und sein grummeliger Vater, ebenfalls ein Gauner, verkörpert von Christopher Plummer. Um vorzeitig aus dem Knast zu kommen und Zeit mit seinem schwerkranken Sohn verbringen zu können, lässt sich Cutter auf einen verzwickten Deal ein. Er muss ein Museum um ein Bild erleichtern und es mit einer überzeugenden Fälschung ersetzen. Für Letztere muss er dann erst auch noch sorgen und sie malen. Nicht so einfach, wo angesichts seines todkranken Sohns andere Dinge auf seiner Prioritätenliste stehen. Zum Beispiel möchte Will endlich seine Mutter kennenlernen. Dass diese an der Nadel hängt, hat Ray seinem Sohn immer verheimlicht und ihm stattdessen eine Alibi-Geschichte von einer Karriere in New York aufgetischt. Und dann ist da freilich auch noch das Syndikat, das Ray im Nacken sitzt und nachdrücklich die versprochene Gegenleistung von ihm einfordert.
Als bloßer Gangsterfilm würde der Film keine großen Kerben schlagen, dafür ist das Storyschema schon allzu ausgetreten. Das will er aber auch gar nicht, denn die Gangster-Elemente dominieren nur an den notwendigen Schlüsselstellen, um die Handlung weiterzuschubsen. Die wiederum legt den Teppich für eine berührende Familiendramödie, die erfreulicherweise ohne Kitsch und aufgesetzte Tränendrüsenmomente auszukommen weiß und stets mit einem zwinkernden Auge erzählt wird. Schauspielerisch überzeugen sie alle: John Travolta als unverbesserlicher Klein-Gauner, der alles aufs Spiel setzt, um bei seinem kranken Sohn zu sein, Tye Sheridan als pubertierender Todeskandidat und Christopher Plummer als grantiger und doch warmherziger Großvater, bei dem man auf alles gefasst sein muss.
Wer einen knalligen Gangsterfilm erwartet, könnte von der weitenteils bedächtigen Erzählweise irritiert sein, denn die Aufmachung der DVD-Box und der Klappentext lassen tatsächlich eher auf einen Actionfilm schließen. Verkauft sich wohl besser als ein Drama. Selten sind Vorurteile so wenig angebracht wie hier. Dieser Film mit dem wenig sagenden Titel „Der Auftrag“ ist ein wunderbares filmisches Kleinod. Eine bodenständige Familiengeschichte, die zu keinem Zeitpunkt ins Kitschige abdriftet und dabei voller lebensbejahender Leichtigkeit steckt. Die Dialoge sind klischeefrei, die Schauspieler scheinen bei der Arbeit ihre Freude gehabt zu haben, und sogar auf malereibezogene künstlerische Genauigkeit hat man Wert gelegt. So muss etwa Cutters gefälschtes Gemälde-Duplikat in Ölfarbe selbstverständlich künstlich im Backofen getrocknet werden, um dem Zeitplan gerecht zu werden.
Fazit: Wer eine ultracoole Gangsterposse oder einen vor Action überschäumendes Gaunerstück erwartet, könnte möglicherweise enttäuscht werden. Wer den Film dagegen als das nimmt, was er ist, wird wunderbar unterhalten.
„Der Auftrag“ erscheint am 11. Januar auf DVD und BR.