Ich werde es nun einfach aussprechen: Guardians of the Galaxy ist für mich der bisher beste Marvel-Film. Bis zu diesem Zeitpunkt hielten diese Position Iron Man und X-Men 2, aber die Titelträger wurden nun vom Thron gestoßen. Dabei bin ich durchaus kritisch in diesen Film hinein gegangen, gerade wegen des bisher aufgebauten Hypes. Gefühlt redet das gesamte Internet seit dem US-Start nur noch über Guardians of the Galaxy und ich bin mir sicher, inzwischen 20 verschiedene Groot Action-Figuren gefunden zu haben. Soooooo gut kann der Film doch gar nicht sein? Nun, er ist es tatsächlich. Was die besonderen Stärken dieses Blockbusters sind und warum dennoch Luft nach oben für weitere Filme ist, das wird diese Rezension klären.
The Avengers im Weltall?
Der Planet ist karg und zerklüftet und wirkt auf keinen Fall einladend. Doch Peter Quill – vielleicht kennt ihr ihn auch unter seinem Namen Star Lord? – hat ein klares Ziel vor Augen. Irgendwo in diesen Ruinen muss der Gegenstand sein, nach dem er Ausschau hält. Doch wer ein ordentlicher Schmuggler von der Erde ist, weiß natürlich wie man mit Stil auf Schatzjagd geht. Also wird der Walkman ausgepackt und mit guter alter Popmusik im Hintergrund die Gegend erkundet. Doch schnell wird klar, dass die Sache nicht ganz so einfach wird wie gedacht. Scheinbar sind noch andere hinter dieser merkwürdigen Metallkugel her und plötzlich wird die Artefaktsuche für Star Lord zu einer Flucht um das nackte Überleben. Ist schon verdammt hart so ein Job…….
Bereits zu Beginn wird den Zuschauern klargemacht, dass die Metallkugel (der sogenannte Orb) eine Menge Ärger mit sich bringen wird. Denn neben Peters Auftragsgebern ist wohl auch noch ein unangenehmer Zeitgenosse namens Ronan hinter dem Orb her. Dessen eigenes Volk, die Kree, hat erst zuletzt einen Friedensvertrag mit den alten Erzfeinden vom Planeten Xandar geschlossen. Ronan kann die eigenen Opfer innerhalb seiner Familie im Kriege gegen Xandar jedoch nicht vergessen und sinnt auf Rache. Und hierzu ist ihm wirklich jedes Mittel Recht. Und auch aus diesem Grund findet die Schaffung der Guardians of the Galaxy ihren Anfang.
Durch mehrere Umstände und Zufälle im Zusammenhang mit dem Orb kreuzen sich die Wege von Star Lord, den Kopfgeldjägern Rocket und Groot sowie der Auftragskillerin Gamora. Sind sie sich anfangs noch spinnefeind, müssen die ungleichen Charaktere doch bald zusammenarbeiten, um aus einem Hochsicherheitsgefängnis zu entfliehen und anschließend nebenbei noch die Galaxie vor der Wut von Ronan zu bewahren. Unterstützt werden sie dabei noch von Drax, einem Berg von Mann, der Rache für den Tod seiner eigenen Familie durch die Hand von Ronan sucht.
Das erste Drittel des Filmes beschäftigt sich somit mit der Vorstellung der Charaktere und der Etablierung des Teams. Ähnlich wie bei The Avengers müssen zu Beginn erst einige Meinungsverschiedenheiten und Voreingenommenheiten beseitigt werden. Der größte Unterschied ist, dass Guardians of the Galaxy sämtliche Helden neu vorstellt und somit sehr schnell die Charaktere etablieren muss. Das gelingt jedoch ausgesprochen gut. Jedes Mitglied des Teams hat seine eigene Persönlichkeit und besonderen Eigenheiten, die es unverkennbar machen. Während Star Lord in jeder noch so aussichtslosen Lage einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, muss sich Gamora mit ihrer eigenen dunklen Vergangenheit auseinandersetzen, die sie eigentlich so nie wollte. Rocket dagegen hat Zeit seines Lebens mit Vorurteilen und Anfeindungen gekämpft, da er das Ergebnis experimenteller Versuche ist und bis auf den herzensguten aber sprachlich eingeschränkten Groot keine Freunde im Leben hat. Und Drax zuletzt konnte den Verlust seiner Familie bisher nur mit Hass und Rachegelüsten überdecken und ist bereit jeden zu beseitigen, der ihn an seiner Vergeltung hindert.
Die Zusammensetzung des Teams hat mich persönlich oftmals an die Serie Firefly von Avengers-Regisseur Joss Whedon erinnert. Eine Gruppe der unterschiedlichsten Charaktere findet sich in brenzligen Situationen wieder, aus denen sie oftmals nur heil entkommen will. Doch dennoch gewinnt der innere Held bei ihnen die Überhand und gemeinsam wird Gutes getan oder die Hilflosen beschützt – und wenn dann noch etwas dabei herausspringt ist es natürlich um so besser. Diese gesamte Konstellation ist so unglaublich sympathisch und stimmig, dass man die Truppe einfach schnell in sein Herz schließt. Die starken Protagonisten tragen den Film von der ersten bis zur letzten Minute.
Beste Blockbuster Unterhaltung
Handwerklich waren die Marvel-Filme schon immer in der obersten Liga angesiedelt und auch dieser Film ist keine Ausnahme. Die visuellen Effekte sind hervorragend umgesetzt und zaubern futuristische Metropolen, schroffe Berglandschaften und dreckige Gefängnisse auf die Leinwand. Besonders hervorzuheben ist die Umsetzung von Rocket und Groot, bei denen jedes Waschbär-Haar und jede Wurzel detailliert dargestellt werden und deren Gesichter mehr Emotionen zeigen als bei einigen Realschauspielern. Auch die Actionszenen sind bombastisch inszeniert und überzeugen mit wuchtigen Schlägen, hemmunglosen Ballereien und großen Explosionen. Schnitte und Kamerabilder sind sauber und scharf und man hat weder das Gefühl von den Geschehnissen auf der Leinwand überfordert zu werden, noch etwas Wichtiges zu verpassen. Unterstützt wird das Ganze durch einen stimmigen Soundtrack, der auch „irdische Pop-Songs“ stilvoll einbindet und sogar mit der Story verknüpfen kann. Marvel hat mit diesem Film neue Standards für seine eigenen Werke gesetzt.
Ansonsten fällt bei dem Film außerdem sein sehr gutes Tempo auf. Während der Beginn seinen Fokus auf die Etablierung der Charaktere liegt, folgt danach nahtlos der Übergang zu mehr Action und Konflikten. Jedoch zieht sich der Film hierbei nie unnötig in die Länge oder sorgt für Langeweile. Sei es nun ein spitzfinder Kommentar von Star Lord, eine geniale Aktion von Groot oder einfach brachiale Action – der Film kann über seine 2 Stunden Laufzeit in jeder Szene unterhalten.
Perfektion? Nicht ganz!
Bisher macht es den Eindruck, als wäre dieser Film perfekt. Und auch wenn ich Guardians of the Galaxy aktuell zu dem besten zählen würde, was Popcorn-Kino zu bieten hat, so fallen doch einige Ecken und Kanten auf. So finden sich auch bei den Protagonisten einige Charaktere, die schwächer ausfallen, wozu ich besonders Drax zählen würde. Ob es nun an seinem klassischen Motiv der Rache oder den vergleichsweise schwachen schauspielerischen Fertigkeiten von Dave Bautista liegt, kann ich spontan nicht sagen. Fakt ist jedoch, dass dieser Charakter im Vergleich zu den anderen am farblosesten gewirkt hat und manchmal eher wie eine „zufällige Begleitung“ auftritt.
Das selbe Problem findet sich auch beim Oberschurken des Films wieder. Wie ich bereits bei meiner Kritik zu Ultimate Avengers- The Movie erwähnt habe, ist ein charismatischer Schurke ein wichtiger Bestandteil eines Superheldenfilms. Auch wenn der von Lee Pace dargestellte Ronan besonders gegen Ende bedrohlich herüber kommt, fehlt ihm das Charisma oder gewisse Etwas. Seine Motivation ist sehr einseitig und meist sieht man ihn in diesem Film nur bedrohlich blicken oder martialische Reden schwingen. Außerdem hat man stets das Gefühl, nur einen „Ersatz-Schurken“ präsentiert zu bekommen. Seit der Enthüllung von Thanos am Ende von The Avengers wurde klar, dass dieser allmählich zum Oberschurken aufgebaut wird und die eigentliche Bedrohung für das Marvel Cinematic Universe darstellt. Guardians trägt dazu noch weiter bei, indem er auch den Familienkreis von Thanos vorstellt und in die Geschehnisse einbezieht. Somit bleibt am Ende der leichte Nachgeschmack, dass man eigentlich eine ganz andere Bedrohung hätte bekämpfen müssen – und darauf muss man leider noch auf die weiteren Filme warten! Aus Sicht von Marvel ist diese Strategie natürlich absolut verständlich, hält sie doch das Interesse am Franchise aufrecht und erlaubt ihnen den weiteren Aufbau eines Schurken. Der ungeduldige Kinozuschauer hatte aber vielleicht am Ende des Filmes Lust zu erleben, wie Thanos in seinen titanischen Hintern getreten wird.
Als einen klitzekleinen Schwachpunkt möchte ich noch aufführen, dass die Story zum vollen Verständnis eine Kenntnis der vorhergehenden Marvel-Filme erfordert. Zwar wird kurz die Geschichte der sogenannten Infinity-Steine erklärt, die wahren Ausmaße derer Bedeutung wird aber erst durch das Zusammenspiel aller bisherigen (und künftigen Filme) deutlich.
Fazit zu Guardians of the Galaxy
Mit diesem Film hat Marvel bisher seinen besten Blockbuster abgeliefert. Guardians of the Galaxy bietet eine stimmige und unterhaltsame Comic-Story, die besonders durch ihre faszinierenden Charaktere unterhält. Gepaart mit höchsten visuellen Effekten, einer einwandfreien Sychnronisation und tollen Sound-Untermalung wird dem Zuschauer beste Unterhaltung geboten. Der überaus positive Gesamteindruck wird hauptsächlich durch den farblosen Gegenspieler getrübt. Dennoch ist Guardians im Gesamtbild beste Hollywood-Unterhaltung und sorgt beim Zuschauern einfach nur für gute Laune.
(c) Marvel Studios
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