Code 37: Kritik zur belgischen Krimiserie

Thomas Neumeier 17. Februar 2015 1
Code 37: Kritik zur belgischen Krimiserie

„Code 37“ ist in Belgien die landläufige polizeiinterne Bezeichnung für Sexualstraftaten. Die gleichnamige Serie handelt in Gent, der Hauptstadt von Ostflandern. Im Mittelpunkt steht eine Polizeieinheit, die man hierzulande wohl als „die Sitte“ bezeichnen würde. Der neue Chef dieser Einheit ist eine Frau, Hannah Maes (Veerle Baetens), was bei den alteingesessenen männlichen Kollegen zunächst für Zweifel und Irritationen sorgt.

In dieser Konstellation läutet die Serie allzu plakativ ein. Das dreiköpfige Team der neuen Chefin macht es ihr nicht einfach. Hannah Maes ist jugendlich, blondiert ihr Haar, kleidet sich luftig und bevorzugt in Jeans und erntet so bei der Arbeit nicht nur einmal schlüpfrige Bemerkungen. Mit Durchsetzungsvermögen und Instinkt weißt sie sich jedoch gegenüber den Kollegen zu behaupten. Ihr Team lernt schnell, sie zu respektieren.

Die Powerfrau und eine Meute zurückgebliebener Männer? Allbekannte Rollenklischees? Alles schon mal so ähnlich irgendwo gesehen? Nun, so dachte ich zunächst. Vor allem Hannahs Team wirkt zunächst allzu konstruiert zusammengestellt: da sind ein junger Nerd, ein abgebrühter Macho und ein versöhnlicher Älterer. Die Serie und auch die Figuren brauchen ein paar Episoden, um ihren Charme zu entfalten. Dann aber werden aus den anfänglichen Rollenklischees überzeugende Figuren, die eine höchst unterhaltsame Serie tragen. An Zoten und Witzchen kommt man in dem Metier nicht vorbei. Sie sind ein Ventil der Ermittler, um ihre Arbeit und die damit verbundenen Abgründe verarbeiten zu können. In ihre Zuständigkeit fallen Vergewaltigung, Kindesmissbrauch, illegale Pornografie, sexuelle Nötigung, Zwangsprostitution, Diskriminierung und Artverwandtes. Nachtarbeit, Nikotinkonsum und gescheiterte Beziehungen prägen ihren Alltag. Durch Zoten und Witzchen versuchen sie ihre Arbeit zu ertragen und Menschen zu bleiben. Die einzelnen Folgen erzählen abgeschlossene Geschichten, doch es gibt auch einen weiterführenden Handlungsstrang, der mit jeder Folge zusätzliche Konturen bekommt. Denn Hannah Maes ermittelt heimlich auch in eigener Sache. Als Jugendliche ist sie Zeugin eines brutalen Überfalls auf ihren Vater, einem Richter, geworden und musste die Vergewaltigung und Ermordung ihrer Mutter mitansehen. Ein Trauma, das sie Tag für Tag jagt und sie auch in ihrer Berufswahl beeinflusst hatte. Der Fall ist nämlich noch nicht geklärt, und jemand scheint alles dafür zu tun, dass das auch so bleibt.

Die Szenen sind oft schnell geschnitten, was der Serie eine Menge Drive gibt. Handkameras wagen sich gern in außergewöhnliche Perspektiven. Handwerklich absolut erstklassig und aufgrund der Themen definitiv nichts fürs Vorabendprogramm. Beste Krimiunterhaltung.

Seit 30. Januar 2015 ist Staffel 1 von Code 37 (4 Disks) erhältlich.

Infos zur Serie (Staffel 1):
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Edel Germany GmbH
Erscheinungstermin: 30. Januar 2015
Produktionsjahr: 2012
Spieldauer: 604 Minuten

[schema type=“review“ url=“filmverliebt.de“ name=“Kritik zur Krimiserie Code 37″ rev_name=“Code 37″ author=“Thomas Neumeier“ user_review=“4″ min_review=“0″ max_review=“5″ ]