Der Teppich ist ausgerollt, die Figuren ausgepackt und poliert, die Stühle aufgestellt: Die Oscars 2015 stehen vor der Tür, heute Abend blickt die Welt nach Hollywood. Wer gewinnt die heißbegehrten Trophäen, welcher der unzähligen Nominierten wird auf die Bühne gebeten und darf emotionsgeladen seine Dankesrede zum Besten geben? Doch wenn alle in die eine Richtung blicken, ergibt sich die Gelegenheit, vom Getöse fernzubleiben und sein Interesse in die entgegengesetzte Richtung zu lenken.
Statt Budgets im mindestens sieben-stelligen Bereich, zwei Stunden Laufzeit, bombastischen CGI-Effekten und Hollywood-Weltstars, widmet sich dieser Artikel den ebenso wichtigen und qualitativ gleichwertigen Werken: dem Kurzfilm.
Eine kritische Einleitung gegenüber dem Mainstream, ein Versuch Aufmerksamkeit zu erhaschen, um den Kurzfilm in das Rampenlicht zu schieben. Was ist es doch für eine heuchlerische Tat, habe ich mich doch erst wegen diesem Artikel mit der Thematik tiefer befasst. Kurzfilme, die fielen in der Vergangenheit bei mir immer unter den Tisch. Stehen auf der Liste doch noch unzählige Filme der Vergangenheit und Gegenwart, aus Amerika, Europa, Asien, von bekannten Regisseuren und Arthouse-Künstlern. Doch damit ist nun Schluss und es ist unter anderem als Statement zu verstehen, dass heute Abend der Artikel zu den „Academy Awards“ ausbleibt und stattdessen die „SOTW Awards 2015“ präsentiert werden.
„SOTW Awards 2015“? Das sind laut www.shortoftheweek.com die besten Kurzfilme 2014 – übers Jahr hinweg wurden über 150 Filme eingereicht. Kategorien sind Komödie, Animation, Dokumentation, Drama, Innovation – mit jeweils erstem und zweitem Platz – als selbstverständlich auch der beste Kurzfilm 2014; zusammen 11 Werke mit einer Laufzeit zwischen 3 und 25 Minuten.
Short of the Year: The Gunfighter
Für mich persönlich war das heutige Projekt, alle Filme zu sichten, rückblickend ein Auf und Ab der Gefühle und eine wertvolle Erfahrung. Jeder Filmliebhaber wird unter https://www.shortoftheweek.com/news/sotw-awards-2015/ fündig werden, ob man nun kurze, lustige Unterhaltung, emotionale Animationskunst bestaunen, interessante Menschen kennenlernen, kurze, aber kraftvolle Dramen genießen oder skurrile Geschichte erleben möchte. Es ist nicht nur einen Blick wert!
Von meiner Seite zwei Empfehlungen von Filmen, die mir besonders gut gefallen haben:
Yearbook
Die Welt, wie wir sie kennen, steht kurz vor einer Apokalypse. Doch es gibt Rettung für das Vermächtnis der Menschheit – das Wissen über wichtige Personen. Doch der Speicher ist begrenzt; wer ist es wert, in Erinnerung behalten zu werden?
Dieses Video ist leider nicht mehr verfügbar.
SLOMO
Er hat alles: einen gut bezahlten Job, einen BMW, einen Ferrari, eine Villa. Doch Slomo tauscht dieses Leben ein, für Inline Skates. Eine Geschichte, die das kleine im Leben hervorhebt und den von den Medien beworbenen Materialismus kritisiert.
So wie ich bisher Kurzfilmen keinen zweiten Blick gewürdigt habe, hoffe ich inständig, mit diesem Text mehr Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, die sie eindeutig verdient haben.
Um dieses Vorhaben in Zukunft erfolgreich fortzusetzen, werde ich es deshalb nicht bei diesem Hinweis belassen, sondern jede Woche einen neuen Kurzfilm vorstellen. Ist in einer Woche kein neues Werk vorhanden, welches eine Vorstellung verdient, gilt der Blick in die Vergangenheit; für Tipps von Euch bin ich natürlich auch sehr dankbar. Das hilft mir und Euch, der Leserschaft.
Mein großes Interesse gilt jedoch im Moment natürlich den Oscars. Die Daumen sind für meine Wunschkandidaten schon gedrückt. Und auch bei den Oscars gibt es ja die Kategorie „Kurzfilm“.
Beitragsbild: © 2015 Hisko Hulsing
