Silence: Kritik zum Herzensprojekt von Martin Scorsese

Sophia Freiheit 22. Februar 2017 1
Silence: Kritik zum Herzensprojekt von Martin Scorsese

25 Jahre sind vergangen seitdem die Filmidee zu Silence (basierend auf dem Roman von Shūsaku Endōs „Schweigen“) geboren wurde. Es entstand ein Herzensprojekt von Martin Scorsese, welches sich zu seinen bisherigen Filmen wesentlich abheben sollte. Schon allein, weil weder Leonardo Dicaprio oder Robert de Niro mitspielen ist es ein untypischer Scorsese-Film geworden, aber auch thematisch grenzt sich der Film zu seinen Vorgängern ab – es ist ein historischer Film über den spirituellen Überlebenskampf eines jungen Pristers im 17. Jahrhundert.

Portugal, 1638: Pater Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) und Pater Francisco Garrpe (Adam Driver) brechen zu einer weiten Reise nach Japan auf, um der Wahrheit hinter den undenkbaren Gerüchten nachzugehen, dass ihr berühmter Lehrer Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) seinem Glauben abgeschworen habe. Nach ihrer Ankunft erleben sie die brutale und unmenschliche Verfolgung der Christen durch die japanischen Machthaber, die weiterhin den Buddhismus in ihrem Land festigen wollen und als einzig richtige Religion ansehen. Angesichts der Ereignisse in einer Gesellschaft, die keine Toleranz kennt und in der der Tod an der Tagesordnung ist, stellt sich Sebastião auf seiner Reise durch das von der Gewaltherrschaft der Shogune zerrissene Land die immerwährende Frage: Wie kann Gott zu all dem schweigen?

Obwohl sich der Film exzessiv mit dem Christentum und der Frage nach der wahren Religion auseinandersetzt, ist es auf keinen Fall ein Film geworden der für Atheisten oder Angehöriger anderer Religionen uninteressant ist. Ganz im Gegenteil, die Thematik scheint in der heutigen Gesellschaft so aktuell wie damals zu sein. Scorsese stellt dabei nicht die Kirche oder die Religion in den Vordergrund, sondern immer den Menschen selbst und die Frage, wie weit einen der Glaube tragen kann und wo Terror anfängt.

Silence ist ein gewaltiger Film geworden, der sich besonders durch die einzigartige Kulisse und die Kameraarbeit auszeichnet. Drehort war Taiwan, welches durch das ähnliche Klima und Landschaft zu Japan überzeugte. Dunst, Nebel, Meer und Berge bieten tolle Landschaftsbilder, die filmtechnisch sehr gut umgesetzt wurden und oft für sich selbst sprechen. Der Film lebt nämlich auch, wie der Titel schon verrät, durch seine Stille. Scorsese hat sich entschieden ein Voice-Over des Protagonisten als stilistisches Mittel zu verwenden, welches hauptsächlich aus monologischen Gebeten besteht und so einen besseren Aufschluss auf die Figurencharakteristik und die inneren Beweggründe bietet. Dennoch hat er es nicht geschafft, die Handlungen des Darstellers zu 100% nachvollziehbar zu machen – dies trifft vor allem gegen Ende zu, wobei ich an der Stelle nicht zu viel verraten möchte. Schauspielerisch toll umgesetzt von Andrew Garfield, von dem wir in Zukunft wahrscheinlich noch sehr viel hören werden. In den Nebenrollen brillieren Liam Neeson und Issei Ogata in tiefgründigen Rollen.

Insgesamt ein Film mit dem man durch Lachen und Weinen geht und der den Zuschauer mitnimmt, egal welcher Religion dieser angehört. Silence bietet einen authentischen Einblick in die japanische Kultur und stellt oftmals einen Grenzgang dar. Der Film ist damit nicht lediglich ein Augenschmaus, sondern stellt sich auch wichtiger politischer und gesellschaftlicher Fragen. Mit einer Spiellänge von fast 3 Stunden allerdings ziemlich harter Tobak, der an der ein oder anderen Stelle ruhig etwas zackiger voran gehen könnte.

Silence läuft ab dem 02. März 2017 in den deutschen Kinos.

Ähnliche Filme: The Mission (1986)

Beitragsbild: ©Concorde Filmverleih.

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