Wo waren Sie, Mister Keaton? – „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ und eine kleine Traileranalyse

Tobias Ritterskamp 21. Januar 2015 1
Wo waren Sie, Mister Keaton? – „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ und eine kleine Traileranalyse

Bekanntgeworden ist der 1951 in Pennsylvania geborene Michael Keaton in seiner Rolle des Poltergeists Beetlejuice in der gleichnamigen Horrorkomödie von 1988, entstanden unter der Regie von Tim Burton. Im darauffolgenden Jahr schlüpfte er in die Rolle des Batman, um, ebenfalls inszeniert von Tim Burton, den Kampf gegen den diabolischen Joker (Jack Nicholson) aufzunehmen. Nachdem er sich 1992 noch ein letztes Mal ins Superheldenkostüm zwängte, blieben die großen Rollen danach allerdings aus.

Insbesondere die 00-Jahre zeugten von einer beruflichen Schwerfälligkeit Michael Keatons, da er nach eigenen Angaben gute Angebote nicht angenommen habe und sich im Gegenzug für die falschen entschied. Nachdem er im Jahre 2014 im RoboCop-Remake mit der Verkörperung des Antagonisten eine wichtige Nebenrolle übernahm, bekam er zudem das Angebot in Alejandro González Iñárritus „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ den titelgebenden Protagonisten zu spielen. Keaton tat das, was er schon längst hätte tun sollen: Er nahm ein gutes, wenn nicht gar sehr gutes Angebot an und beflügelt damit erneut, und nun im Alter von 63 Jahren, seine Schauspielkarriere.

Inhalt
Riggan Thomson (Michael Keaton) ist verzweifelt, denn Krisen beuteln diesen ehemaligen Filmstar, dessen große Zeiten als Superheld Birdman längst der Vergangenheit angehören. Um seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen, plant er die Adaption eines Broadway-Stücks. Doch Probleme mit seinem Hauptdarsteller, dem exaltierten Choleriker Mike Shiner (Edward Norton) und seiner Tochter (Emma Stone) u.a. verlangen von ihm schnellstmöglich, sowohl Privatleben als auch den angestrebten Erfolg ins Gleichgewicht zu bringen, um seine Gesundheit nicht zu gefährden.

Zum Trailer
Riggan Thomson schwebt in beinahe meditierender Haltung im Zentrum eines heruntergekommenen Zimmers. Dieses ist ein Spiegel seines Wohlbefindens, wenn nicht gar ein Symbol des Daseins als abgehalfterter Filmstar, während die Stimme seines Alter Ego Birdman, „a shadowy figure“ aus Thomsons Vergangenheit, mit Selbstverachtung bemerkt, dass dieser einst ein gefeierter Filmstar war. Diese Worte im Ohr deuten bereits an, dass der Birdman zumindest schon mal eine Quelle der Selbstzerstörung des Protagonisten darstellt, was im weiteren Verlauf durch einen cholerischen Ausbruch Thomsons an Evidenz gewinnt. Doch genau aus der Konfrontation zwischen Riggan und dem Birdman als Teufel auf seiner Schulter speist sich anscheinend die Motivation der im Film real existierenden Hauptfigur, der Wille ein Comeback zu starten – ja etwas Großes zu schaffen.

Abwarten
Ob Alejandro González Iñárritu und seinem Team mit „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“, im Übrigen nominiert für neun Oscars, etwas Großes gelungen ist, lässt sich in Deutschland ab dem 29.01.2015 beurteilen, denn dann startet der Film in unseren Kinos. Keaton ist mit seiner Rolle des Birdman aus dem Schatten seiner Lichtgestalt vergangener Tage herausgetreten, denn insbesondere der Knick in seiner Karriere verleiht der Rolle aufgrund biographischer Analogien Glaubwürdigkeit. Doch die zahlreichen Oscarnominierungen lassen darauf schließen, dass das nur einer von vielen Gründen ist.

Um nochmals auf Michael Keaton zurückzukommen: Wo war er eigentlich die 10 bzw. 15 Jahre zuvor, bevor er in die Rolle des Birdman schlüpfte? Im Filmgeschäft natürlich. Vermutlich flog er aber nur etwas unter dem Radar. Doch das könnte sich nun ändern. Bereits schon jetzt steht fest, dass Tim Burton Beetlejuice 2 inszenieren wird – mit Michael Keaton.

Wer jetzt neugierig auf Birdman geworden ist, kann sich unserer Kritik zum Film widmen. Nadine Emmerich sieht in Birdman ein „Absurdes Superhelden-Theater“, welches großen Unterhaltungswert hat.

Beitragsbild: Riggan Thomson (Michael Keaton) © 2014 Twentieth Century Fox