Rigoroser Pragmatismus, schwelende Wut und zynische Verzweiflung sind die treibenden Emotionen Karyn Kusamas gleißenden Neo-Noirs, der unter der erdrückenden Last seiner motivischen Vorsätze schließlich genauso einknickt wie die abgekämpfte Hauptfigur unter ihrer Schuld. Letzte holt Anti-Heldin Erin Bell (Nicole Kidman) im Gegensatz zu vielen ihrer Genrekollegen nicht unvermittelt ein, sondern ruht permanent wie eine unsichtbare Bürde auf ihren eingesunkenen Schultern. Kidmans physische Transformation und aufzehrendes Schauspiel sind Zentrum und Achse des elliptischen Plots, der zu viel auf einmal will. Das geht gleich doppelt schief.
Sowohl für Bell und die alten Bekannten, denen die abgehalfterte FBI-Agentin während ihrer eigenmächtigen Nachforschungen auf der Spur eines Serienbankräubers (Toby Kebbel) begegnet, als auch für Drehbuchautoren-Duo Phil Hay und Matt Manfredi. Ihre Story ist zu vernarrt in ihre chronologischen Twist, die sich nicht zuletzt aufgrund des zähen Konventionalismus der Handlung lange im Voraus abzeichnen, um den Figuren die nötige psychologische Substanz zu verleihen. Bell gerät so zur menschlichen Hülle, hinter deren eiserner Fassade ein Vakuum gähnt. Ihre Ex-Komplizen wiederum bleiben vage Abziehbilder.
Dabei liegt gerade in den multivalenten Lebenshintergründen der kriminellen Clique, die sich mit jeder Station von Bells brutaler Schnitzeljagd durch ein verkommenes L.A., parallele zu ihrer Vergangenheit formiert, das größte dramaturgische Potenzial des Hard-Boiled-Krimis brach. Eine Nebenhandlung über Bells rebellische Teenager-Tochter (Jade Pettyjohn) verzerrt zudem den Fokus der rauen Inszenierung, deren ausgebleichte Farben die defätistische Stimmung unterstreichen. Doch Kusmas Blick für Abgestumpftheit und lauernde Rage zieht die unscharfe Charakterskizze selbst über die Durststrecken der zwei Stunden Laufzeit, die auch das Publikum auslaugen.
Kinostart: 14.03.2019
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