Nocturnal Animals: Kritik zum zweiten Film von Tom Ford

Sophia Freiheit 4. November 2016 0
Nocturnal Animals: Kritik zum zweiten Film von Tom Ford

Bald kommt Tom Fords zweiter Film in die Kinos: Nocturnal Animals. Nach A Single Man versucht sich Ford erneut an einer Romanverfilmung. Diesmal basiert das Drehbuch auf Austin Wrights Roman namens Tony and Susan aus dem Jahre 1993.

Der Film erzählt die Geschichte von Susan Morrow (Amy Adams), eine erfolgreiche Galeristin, die mit dem gut aussehendem Hutton (Armie Hammer) verheiratet ist und in einem schönen Haus lebt. Doch schnell wird klar, dass sie nicht glücklich ist: sie zweifelt an ihrer Arbeit, ihr Mann betrügt sie und in dem großen Haus plagen sie schlaflose Nächte. Eines Tages kommt ein Päckchen von ihrem Ex-Mann Edward Sheffield (Jake Gyllenhaal) zu ihr nach Hause, zu dem sie 19 Jahre lang keinen Kontakt mehr hatte. Es ist ein Manuskript zu seinem ersten Roman „Nocturnal Animals“, welchen er Susan widmet. Der Roman erzählt von einem Mann namens Tony (ebenfalls Gyllenhaal) der mit seiner Frau (Isla Fisher) und seiner Tochter (Ellie Bamber) nachts auf einer verlassenen Straße fährt und dabei von einer Gruppe junger Männer überfallen wird. Während die beiden Frauen gekidnappt werden, wird Tony verprügelt und am Straßenrand rausgeschmissen. Als er wach wird beginnt eine verzweifelte Suche nach den Frauen und den Tätern. Susan nimmt das Skript sehr mit und mit der Zeit scheint sie immer mehr Parallelen zu ihrer Ehe mit Edward zu sehen und so reflektiert sie die Geschehnisse aus der Vergangenheit, welche sie nicht mehr loslassen. Sie kann der Frage nicht länger aus dem Weg gehen warum das Buch an sie gewidmet ist. Stellt es etwa eine Allegorie zu ihrer düsteren Vergangenheit dar?

Nocturnal Animals verbindet 3 Handlungsstränge miteinander, ohne Verwirrung zu stiften. Es gibt quasi eine fiktive Geschichte in der Geschichte und zudem noch Flashbacks aus der Vergangenheit der Protagonisten. Die Handlungsstränge sind keine chronologische Abfolge, sondern vielmehr verschiedene Puzzleteile, die geradezu miteinander verschmelzen. Durch die packende fiktive Geschichte werden die Abgründe ihrer Ehe klar und die düstere Atmosphäre generiert eine durchgängige Spannung. Die schauspielerischen Leitungen sind herausragend. Amy Adams und Jake Gyllenhaal, der hier eine Doppelrolle übernimmt, sind großartige Hauptdarsteller die durch tiefe Emotionen überzeugen. Michael Shannon hat als Polizist in einer Nebenrolle eine außergewöhnlich clevere Rollencharakteristik und verleiht der Figur die nötige Tiefe. Auch Aaron Johnson überzeugt in seiner Nebenrolle als Gewalttäter. Auch durch die tolle Filmmusik und gute Soundeffekte wird der Zuschauer immer tiefer in die Diegese gezogen. Der Noir-Thriller zeigt, ähnlich wie A Single Man, dass Hollywood nicht immer cheesy und plump sein muss. Ein einzigartiges Konzept und ein sehr mysteriöses Ende, welches den Film noch stärker macht. Tom Ford hat einmal mehr bewiesen, dass er nicht nur ein brillanter Designer ist, sondern auch ein großartiger Regisseur – damit sind seine Filme genau wie seine Kleider als Kunstwerk zu betrachten.

Nocturnal Animals läuft ab dem 22. Dezember in den deutschen Kinos.

Beitragsbild: ©Universal Pictures International France.

Nocturnal Animals: Kritik zum zweiten Film von Tom Ford

4.4 (88%) 5 vote[s]